"Ich habe keine Ahnung, was wir da machen, aber es ist spannend,“ sagt Gerhard Lehner. Wer die mit sparsamsten Dialogen und skurrilem Humor gefütterten Filme von Aki Kaurismäki kennt, versteht den ke-Chef auf Anhieb. Auch, dass bei den Proben zur todtraurigen Geschichte um „Das Mädchen aus der Streichholzfabrik“ sehr viel gelacht wird. Zumal Schauspieler, die keinen Text haben, entspannt sind und zweitens „ganz seltsame Verhaltensweisen“ (Lehner) an den Tag legen.

Das Bühnenstück aus dem Kaurismäki-Film hat die finnophile Angie Mautz entwickelt, die sich nicht nur mit ihren Regiearbeiten gerne in nördlichen Gefilden bewegt (mit dem klagenfurter ensemble zuletzt „Eisbilder“ von Kristian Smeds). „Das Drehbuch ist nur eine atmosphärische, textlose Beschreibung“, erklärt sie. Es wird also fast nicht gesprochen, maximal 20 Sätze auf Deutsch und es gibt jede Menge finnischer Musik.

Lebende Tote

Mit Nadine Zeintl und Michael Kuglitsch hat Mautz zudem ihr „Traumpärchen“ zur Hand. Zeintl schlüpft in die Rolle von Iris, die in einer Streichholzfabrik arbeitet und bei Mutter (Brigitte Soucek, auch als Kellnerin und Polizistin im Einsatz) und Stiefvater (Gerhard Lehner) wohnt. Man interessiert sich nicht füreinander und begegnet sich – wenn überhaupt – aggressiv und stockbesoffen. Angie Mautz: „Diese Familie, das sind lauter lebende Tote, und das Mädchen versucht, da irgendwie rauszukommen.“ Iris kauft sich also ein neues Kleid, geht in die Disco, wo sie Aarne (Michael Kuglitsch) kennenlernt. Die gemeinsame Nacht bleibt nicht ohne Folgen. Von Aarne kommt aber keine Zuneigung, sondern nur das Geld für die Abtreibung. Am Ende gibt Iris der Familie einen mit Rattengift versetzten Drink aus. Alles in allem, ein perfekter Cocktail für das ke-Publikum. „Die Besucher werden weinen und lachen“, ist Lehner überzeugt.

Regisseurin Angie Mautz
Regisseurin Angie Mautz © kk

Zehn Wahrheiten über Finnland

Zum besseren Verständnis des Abends muss man keinen Kaurismäki-Film gesehen haben, versichert Mautz. Sinnvoll sei es aber, die „Zehn Wahrheiten über Finnland“ zu kennen, also: Finnen lieben die Sauna, das Land ist voller Wasser und Wälder, die Nationalblume ist das Maiglöckchen, der Nationalbaum die Birke, der Nationalsport Karaoke. Die Finnen sind Weltmeister im Kaffeetrinken (kein Wunder bei den Alkoholpreisen) und stolz auf den Architekten/Designer Alvar Aalto. Finnland ist das Land der Vögel, am Polarkreis lebt der Weihnachtsmann. Last but not least, ist die Sprache „einfach geil“ sagt Angie Mautz. Sie zu lernen sei eine Lebensaufgabe. Hyvää piävää heißt „Guten Tag“. Der 19. Februar sollte so einer werden, denn da hat „Das Mädchen aus der Streichholzfabrik“ Premiere.