Wie kommt man zu einem so ungewöhnlichen Vornamen?
JADER BIGNAMINI: Meine Mutter wollte eigentlich nur einen anderen Vornamen haben als die in Italien sonst üblichen. Ich sollte weder Giovanni, Giuseppe noch Stefano heißen. Eigentlich ist es ein erfundener Name.

Sie spielten jahrelang als Klarinettist beim Orchestra Sinfonica di Milano Giuseppe Verdi. Wie kamen Sie zum Dirigieren?
Ich habe neben Klarinette auch Dirigieren studiert, habe schon immer wieder sogenannte Familienkonzerte dirigiert und war dann auch fallweise Assistent bei Riccardo Chailly. Aber das Schlüsseljahr war 2011: Da hatte die vorgesehene Dirigentin Xian Zhang gesundheitliche Probleme. Fünf Minuten vor Konzertbeginn wurde ich gefragt, ob ich nicht das Dirigat übernehmen könnte. Also legte ich die Klarinette weg, nahm den Taktstock in die Hand und dirigierte Mahlers 5. Symphonie. Es wurde ein großer Erfolg. Schon eine Woche später stand ich am Pult eines Konzertes mit dem italienischen Staatspräsidenten als Zuhörer, das auch im TV übertragen wurde. Beides wirkte wie eine Bombenexplosion und ich bekam viele Angebote.

Sie haben schon an der Met und der Wiener Staatsoper dirigiert und sind ständiger Begleiter von Anna Netrebko und ihrem Gatten Yusif Eyvazov. Was waren für Sie die Höhepunkte Ihrer Karriere?
Zweifellos die Reihe der Galakonzerte mit Größen wie Juan Diego Flórez sowie Anna und Yusif. Sie sind alle völlig unkompliziert und arbeiten total professionell. Mit Anna und Yusif habe ich auch Puccinis „Manon Lescaut“ zum ersten Mal überhaupt im Moskauer Bolschoi-Theater aufgeführt. Nächstes Jahr plane ich eine Reihe von Konzerten mit amerikanischen Orchestern.


Sie waren schon einmal beim Carinthischen Sommer und dirigierten 2017 das KSO. Jetzt folgt Tschaikowskis „Eugen Onegin“ am Stadttheater. Haben Sie diese, wohl beliebteste russische Oper schon einmal dirigiert?
Anlässlich eines Konzertes mit russischen Arien dirigierte ich in Toronto das Finale aus „Onegin“ mit Anna Netrebko und dem leider viel zu früh verstorbenen Dmitri Hvorostovski. Seit damals wollte ich dieses Werk einmal vollständig dirigieren. Jetzt ist dies für mich erstmalig am Stadttheater möglich. Ich liebe diese Musik, sie ist so voll Melancholie und Traurigkeit, aber beinhaltet auch große Leidenschaft und Liebe.

Wie laufen die Proben?
Sehr gut, wir feilen sehr an der Dynamik und an Details. Das KSO ist sehr flexibel, voller Energie und will das Beste geben. Die Musiker verstehen sofort, was ich will. Und wir haben tolle Stimmen, wie etwa die der Tatjana, eine erst 25 Jahre alte Georgierin. Dazu kommen Adrian Timpau als Onegin und Pavel Petrov als Lenski. Er hat 2018 den ersten Preis beim Operalia-Wettbewerb gewonnen. Es wird eine gute Produktion.

Man hört, dass der Regisseur angeschlagen ist ...
Ja, aber der Dramaturg Markus Hänsel unterstützt ihn tatkräftig.

Sie stehen auch beim Neujahrskonzert am 3. Jänner am Pult des Kärntner Sinfonieorchesters. Was wird es zu hören geben?
Auch darauf freue ich mich sehr. Ich liebe die Musik der Strauß-Dynastie. Es wird aber auch Stücke von Suppé, Liszts „Ungarische Rhapsodie“ und einige witzige Überraschungen geben.