Im Herbst des Vorjahres war es die „Damenwahl“, mit der Ute Liepold anlässlich 100 Jahren Frauenwahlrecht ebenso frech wie politisch pointiert den Beweis angetreten hat, dass Frauen (noch immer) die Zweiten sind. Ein Jahr später beschäftigt die Regisseurin die „wieder erstarkte Strömung reaktionärer Männlichkeit“ in der Öffentlichkeit, in der Politik und in den sogenannten sozialen Medien. Gemeinsam mit ihrem Mann Bernd Liepold-Mosser hat Ute Liepold eine Textcollage aus Politikerzitaten (Fixstarter: Donald Trump und Herbert Kickl), Gedanken des Philosophen Georg Wilhelm Friedrich Hegel (1770–1831), literarischen Einschüben von Goethe oder Handke erarbeitet.

Rückkehr überwunden geglaubter Muster

„Eine ironische Verschränkung“ sei es geworden, so Liepold, die die Rückkehr von überwunden geglaubten Stereotypen und Mustern mit wachsendem Unbehagen beobachtet. „Es scheint ein Bedürfnis nach diesen Männern zu geben, die wollen, dass sich nichts verändert, und die gleichzeitig gegen alles sind. Gegen die Klimaaktivisten, gegen Schwule, gegen die Gleichberechtigung der Frauen. Sie werden schließlich gewählt, und sie haben einfache Antworten für hochkomplexe Themen“, bezieht sich Ute Liepold auch auf jene Poster, die sich in diversen Foren auf Greta Thunberg oder die Kapitänin Carola Rackete einschießen.

Ironischer Touch

Zum Schießen dürfte aber auch Liepolds Sicht auf „Wütende weiße Männer“ sein, die als Produktion des Theaters Wolkenflug diesmal im Klagenfurter ORF-Theater herauskommt. Bei der Frage „Wie inszeniere ich das?“ landete sie nämlich beim Western: „Dieses Genre gibt dem Ganzen einen ironischen Touch.“

Zwei Schauspielerinnen (Aline-Sarah Kunisch und Sonja Kreibich) stehen im Cowboykostüm, breitbeinig samt Colt auf der Bühne und verkörpern die verschiedenen Spielarten der wütenden Männer (Frauen, die durch Männerhand zu Tode kommen, treffen auf kernige Cowboysprüche). Mit dabei: „Naked Lunch“-Mastermind Oliver Welter, der als ein bekennender Westernliebhaber die „wunderbare Cowboywelt“ besingt und die Western- und Countrymusik für gleichermaßen ironische wie herzergreifende Einsätze neu interpretiert. An die Stelle eines Bühnenbildes tritt ein Video von Philip Kandler. Nach Klagenfurt sind „Wütende weiße Männer“ auch in Wien (Off-Theater, 13./14. 12.) zu sehen.