Sie starteten 1981 als Obmann des Klagenfurter Vereins „Stadtkultur“ ...
NORBERT STERNAD: ... aus dem dann alles entstanden ist. Der Verein hat damals ganz große Konzerte in Klagenfurt veranstaltet: Tina Turner, Udo Jürgens, Joe Cocker und viele mehr. Die Problematik war: Die damaligen Kulturredakteure bei den Tageszeitungen waren gegenüber der Popkultur nicht aufgeschlossen und haben die Konzerte nicht angekündigt.

Also wurden Sie kurzerhand zum Medienmacher?
Wir waren damals viel unterwegs, etwa in London, wo es das „Time Out“-Magazin gibt, und dachten uns: Das muss man in Klagenfurt doch auch machen! Das war natürlich naiv, weil es viel weniger Termine anzukündigen gab. Daher haben wir den „Monat“ als Illustrierte mit Themen, die so nirgendwo präsent waren, gestaltet.

Zum Beispiel?
Als wir begannen, gab es in den Tagesmedien weder Berichterstattung zu Small Talk, Lifestyle noch zu Essen. Es gab nur ein einziges Magazin: das „Profil“. Erst nach uns kamen Magazine wie „Wiener“ oder „Basta“.

Sie kamen frisch von der jungen Uni und arbeiteten parallel bei der „Kärntner Tageszeitung“.
Mit Alfred Astei und Dietmar Pickelsberger haben wir das Ganze ins Leben gerufen. Den Verein haben wir einschlafen lassen, weil das nebenbei nicht machbar war, ich habe mich ab 1989 voll auf den „Monat“ konzentriert.

Alexander Suppantschitsch, Norbert Sternad
Alexander Suppantschitsch, Norbert Sternad © Markus Traussnig

Das Magazinmachen war in den ersten Jahren nur ein Hobby für Sie?
Der (Erich, Anm.) Repar war mein Chef in der KTZ und hat uns, ein Konkurrenzmedium, mit Argusaugen beobachtet – ich habe daher beim „Monat“ unter dem Synonym „Schönberg“ gearbeitet, weil ich es offiziell gar nicht tun durfte.

Die Medienszene hat sich in den Achtzigern neu erfunden?
Anfangs gab es bei uns ja nur Fotografen, die mit ambitionierter Fotografie nicht viel am Hut hatten. Das änderte sich dann schnell, später kamen Gratiszeitungen und auch einige Epigonen des „Monats“.

Sie waren auch Gründungsgeschäftsführer und Hauptgesellschafter bei der Antenne, die vor knapp 20 Jahren on air ging. Wie ging es Ihnen dabei?
Wir hatten schon ein Jahr vor dem Start in Schloss Ehrenhausen alles startklar, durften aber wegen der Einsprüche nicht loslegen. Nach dem ersten Radiotest hatten wir drei Prozent Reichweite, auch weil wir erst mitten im Abfragezeitraum starteten. Die Frustration war enorm. 2000 habe ich mich aus dem Radio zurückgezogen.

Sie exportierten den „Monat“ später nicht nur nach Graz, sondern auch nach Salzburg. Zumindest fast.
Wir hatten für den „Salzburger Monat“ alles vorbereitet, ein Büro und das Team. Ich musste das in letzter Sekunde abblasen, weil ich keine Unterstützung vom Miteigentümer bekam.

Vor 13 Jahren gründeten Sie das „Alpe Adria Magazin“. Auch aus einer persönlichen Leidenschaft zu der Region heraus?
Ja. Wir hatten auch schon eine eigene Ausgabe für Italien, die wir nach drei Jahren wieder einstellen mussten, auch wegen der rechtlichen Problematik, dass man einen inländischen Herausgeber haben musste. Unser deutscher Ableger entwickelt sich hingegen sehr gut.

Das zeigt, dass man von Klagenfurt aus auch internationale Magazine machen kann ...
Natürlich, die anderen kochen ja auch nur mit Wasser.

Wie sehr hat das Internet das Magazinmachen in der Zwischenzeit verändert?
Der Gesellschaftsklatsch wanderte sehr stark in den Onlinebereich. Kommerziell hilft es uns: Wir verkaufen etwa Gutscheine von Werbekunden erfolgreich im Internet.

Wo besteht das größte Handicap für ein Magazin?
Das ist sicher der Zeitfaktor, wir müssen eine Woche vor Erscheinen das Magazin in der Druckerei abgeben – da spielt die Zeit manchmal gegen uns.

Wie schwierig ist es, in diesen Zeiten ein regionales Magazin auf Papier zu gestalten?
Von 2008 bis 2010 hatten wir den schlechtesten Verkauf aller Zeiten. Das hat sich in den letzten Jahren wieder verändert, wir haben wieder Zuwachsraten. Was für uns gut war: Wir haben nie einen Cent an Förderungen bekommen.

Was zieht sich in den 38 Jahren seit Anbeginn bis heute im „Monat“ durch?
Unsere Hochburg ist das Dreieck Klagenfurt–Villach–St. Veit. Wir vermittelten von Anfang das Flair, eine sonnige Zeitung zu sein. Der Otto Retzer war sicher ein paar Hundert Mal in der Zeitung – denn Otto und Wörthersee gehören einfach zusammen, und wir gehören da dazu. Das ist eine Community. Es wird von uns erwartet, dass wir jedes Jahr von Mai bis September das Hausmagazin vom Wörthersee sind.

Was hat sich geändert?
Wir recherchieren weitaus mehr als früher, als es noch mehr Klatsch im Magazin gab. Auch aus rechtlichen Gründen.

Sie geben jetzt das Heft völlig aus der Hand?
Nicht ganz. Ich bleibe Herausgeber des „Alpe Adria Magazins“ und helfe auch weiter beim „Monat“ in der Kundenbetreuung und im Marketing. Ganz aufhören und von einem auf den anderen Tag hinausgehen? Das kann ich mir einfach nicht vorstellen!

Sie kommen nach wie vor täglich ins Büro?
Nein, nur einen Tag in der Woche. Dass der Alte im Büro dauernd hockt, das will ich meinem Nachfolger Alexander Suppantschitsch nicht antun. Es wäre auch eine Selbstüberschätzung, zu glauben, weiter das Feeling für die Generation der 30- bis 40-Jährigen zu haben.

Haben Sie schon je an einen „Kärntner Monat“ für Senioren gedacht?
Sie werden lachen, aber: ja, absolut! Das Freizeitverhalten in der Altersgruppe 50 plus hat sich massiv verändert. Die Leute haben Geld, sind voll agil. Vom Leser her wäre das kein Problem. Die Frage ist nur: Wer inseriert da drin?