Mehr als 300.000 Besucher sahen das Musical „I Am from Austria“ bereits in der ersten Spielzeit. Dieser Tage steht die 300. Aufführung im Wiener Raimund Theater an. Die Kärntner Sängerin und langjährige ORF-Moderatorin Elisabeth Engstler verkörpert eine Hoteldirektorin.

Frau Engstler, wenn Sie das Lied „I Am from Austria“ hören, welche Assoziation drängt sich Ihnen als Erstes auf?
ELISABETH ENGSTLER: Dass ich es jetzt anders empfinde als früher. Weil für mich durch die Arbeit am Musical sehr viele Facetten dazugekommen sind. Ich habe das Lied immer geschätzt. Der Rainhard (Anm. Fendrich) hat viele traumhafte Lieder geschrieben, die ich jetzt noch besser erfassen kann, seitdem ich sie inszeniert auf der Bühne sehe. Dadurch merke ich erst, was für eine Tiefe in vielen seinen Liedern steckt.

Wenn wir die Aussage wörtlich nehmen: Was bedeutet es für Sie, Österreicherin zu sein?
Um die Zeit, als dieses Lied entstanden ist, habe ich ihn einmal interviewt. Er hat gesagt: „Weißt du, da bin ich gesessen, auf Mallorca, in Amerika, wer weiß wo. Und alle haben geschimpft. Ich bin weit weg, habe Heimweh, aber ich mag nicht, dass die Leute so über mein Heimatland schimpfen. Das gefällt mir nicht.“ Insofern ist das für mich eine sehr schöne Hymne auf die Heimat.


Und was heißt es für Sie, Kärntnerin zu sein?
Viel Sehnsucht. So hieß auch eines meiner Programme. Ich glaube, das ist ein Grundgefühl von uns Kärntnern, manchmal auch ohne zu wissen, wonach genau wir uns sehnen. Für mich bedeutet es die Sehnsucht nach zu Hause. Ich bin in Velden geboren. Meine Tochter nennt den Wörthersee nicht Wörthersee, sondern Mamasee. Dahinter verbirgt sich schon eine Erklärung, wie sehr mir das am Herzen liegt. Beim Blick auf den Mittagskogel ist für mich die Welt wieder in Ordnung. Das ist ein Anblick, der abgespeichert ist. Heimat bedeutet ja auch: viele gespeicherte Bilder und Emotionen.


Das heißt, die Sehnsucht ist immer auch eine Seensucht?
Ja, absolut. Sehr schön gesagt.

Ist das Gefühl, auf der Bühne zu stehen, mit irgendetwas anderem zu vergleichen für Sie?
Doch, ja. Mit Glücksgefühlen. Mit dem Zustand, einfach zu sein. Ohne viel nachzudenken. Jeder Abend ist einzigartig. Es kann jeden Abend etwas anderes passieren. Ich fürchte mich nicht vor Veränderungen, ich liebe das. Das ist ja auch das Kreative an diesem Beruf, dass du auf etwas reagierst. Es ist ja kein Textaufsagen.

Demnächst steht die 300. Vorstellung an. Was ist für Sie das Geheimnis des Erfolgs?
Dieses Musical ist ein Wohlfühlmusical. Du gehst hinein und bekommst viel geboten und amüsierst dich gut. Es ist, als würde man in etwas Weiches hineinsinken. Um dann mit mehr Energie und Lebensfreude wieder rausgehen. Viele Leute gehen mit viel Bürde auf den Schultern durchs Leben, da ist es gut, wenn sie einmal drei Stunden aufgebaut werden.

Blicken wir in die Zukunft. Welche Projekte warten auf Sie?
Ich werde wieder Sommerprojekte annehmen, drehe u. a. weiter Beiträge für „Daheim in Österreich“ und für „Schätze aus dem Archiv“. Ich arbeite auch an meinem neuen Programm, dem kam mein Engagement dazwischen. Was ich am Älterwerden schätze, ist, dass man ein bisschen mehr in sich selber ruht. Und auf die Ruhe vertraut. Das Schicksal schickt einem sowieso immer interessante Dinge.