Eine Villa, verwittert, von Pflanzen überwuchert, mit einem alten Klavier und einem ramponierten Sofa. Es ist ein verwunschener Ort, ein Platz des Verfalls und Untergangs, in dem Irina Brook „Midsummer Night’s Dream“ platziert, und doch ist das Feenmärchen nicht düster. Die Zauberwesen, die zur Geisterstunde die Regentschaft antreten, tragen zwar viele – menschliche – Probleme mit sich herum, und die Verwirrung, die sie bei vier jungen Verliebten stiften, geht auch nicht ohne seelische Verwerfungen vonstatten. Doch Brook betont den poetischen Zauber, den tief menschlichen Humor des Stoffs.

Brooks Königsidee war die Besetzung des Puck mit Tänzer Théo Touvet. Der ist Naturwesen, Wildfang und personifizierte Unruh dieser Sommernacht. Mit präziser Akrobatik turnt sich Touvet scheinbar schwerelos durch den Abend – ein Bühnenerlebnis für sich. Die genau gearbeiteten Handwerkerszenen geraten Brook zur Mischung aus bizarrer Clownerie und liebevoller Darstellung menschlicher Marotten. Peter Rose (bekanntlich sonst ein profunder Gurnemanz und Ochs) gibt einen stimmlich und darstellerisch grandiosen Bottom/Zettel, einen Möchtegern und Wichtigtuer, dessen Verwandlung in einen Esel und wieder zurück zum Menschen man nicht nur belacht, sondern woran man auch Anteil nimmt.

Das formidable Ensemble der Staatsoper macht sich besonders bemerkbar: Valentina Nafornita, Wolfgang Bankl, Josh Lovell, Clemens Unterreiner und viele andere haben das Niveau, das ein mit vielen kleinen und mittleren Rollen gespicktes Ensemblestück benötigt. Erin Morley ist eine anmutige Tytania, während Countertenor Lawrence Zazzo sich als begnadeter Lyriker entpuppt und vokale Glanzlichter setzt.
Dirigentin Simone Young am Pult des Staatsopernorchesters kommt mit Brittens vertracktem Elfenreigen souverän zurecht. Von den unheimlichen Glissandi des Beginns bis zu den entrückten Kinderchören des Finales spannt sie den großen, poetischen Bogen voller Klangraffinement und schönster Farbwirkungen.

Der Jubel war am Ende ungeteilt – etwas, was man bei Staatsopernpremieren so gut wie nie erlebt. Den Grundstein für dieses allgegenwärtige Gelingen legte Irina Brooks, mit einer Arbeit, die keine tiefenpsychologischen Forschungen anstellt und dennoch keineswegs ein intellektuelles Leichtgewicht ist: Der ganze, unerklärliche Zauber einer Sommernacht ist da ebenso zum Greifen nahe wie Irina Brooks tiefer Respekt vor den Figuren, dem Komponisten, dem Publikum und dem Menschen an sich.