Wie im Kino beginnt dieser wunderbare „Peter Pan“. Mit Vorspann auf der Leinwand und animierender Filmmusik, Erich W. Korngolds “Main Title“ aus „Captain Blood“, natürlich live gespielt vom beherzten Volksopern-Orchester unter der Leitung von Wolfram-Maria Märtig.

Choreographin Vesna Orlic hielt sich weitgehend an die originale Story vom Burschen, der nicht erwachsen werden will und mit seinem eigenen Schatten als Freund und der Fee Tinker Bell in Neverland lebt. Diese Produktion ist ein höchst geglücktes Gesamtpaket aus Tanz, Musik, Spiel, Szene und Können.

Um mit dem Tanz zu beginnen: Orlic gelang eine schwungvolle und ansprechende Choreographie, die weniger von stilistischer Originalität als von der richtigen Dosis Theatralität lebt, was in einem Handlungsballett ja wichtig ist. Dazu hatte sie die ideale Besetzung, allen voran Keisuke Nejime als Peter Pan, Suzanne Kertész als Tinker Bell, Mila Schmidt als Wendy und László Benedek als Captain Hook. Letzterer sorgte in seinem witzigen Kostüm mit einem zum Spitzenschuh geformten Holzbein für regelrechte Lachsalven im Publikum.

Lachsalvenwürdig: Captain Hook mit "Holzbein"
Lachsalvenwürdig: Captain Hook mit "Holzbein" © Volksoper

Ganz wichtig in dieser Uraufführung ist das Musik-Konzept, das Orlic gemeinsam mit Gerald C. Stocker erarbeitet hat. Außer Korngold hört man nun sehr gekonnt dargebotene Filmmusik von u.a. Max Steiner und Bernard Herrmann. Das sehr ansprechende Bühnenbild mit überdimensioniertem Fenster, bizarrem Urwald und abgehalftertem Piratenschiff, sowie entzückende Kostüme steuerte Alexandra Burgstaller bei.

Auch die Video-Einspielungen von Andreas Ivancsics mit den fliegenden Kids um Peter Pan passen perfekt in das Gesamtbild. Natürlich muss auch das Riesen-Krokodil erwähnt sein, dass ständig Capain Hook hinterher ist. Klugerweise kommt in dieser Fassung auch der menschlichen Stimme Bedeutung bei, und so hat der Kinderchor der Volksoper ebenfalls seinen Auftritt als die „Verlorenen Kinder“. Und Mamuka Nikolaishvili darf als Indianerhäuptling seinen Bass im Stammestanz zum Schwingen bringen. Am Schluss bleibt dann auch der Nachspann nicht aus, große Begeisterung.

Freude und Spaß für alle, auf der Bühne und im Zuschauerraum. Eine ideale Produktion auch für Tanzmuffel, um einmal die starke Wirkung dieser körperlichen Kunst „Ballett“ auf hürdenlose Weise zu erleben. Und natürlich für Kinder, Familien, und überhaupt, für alle, die gern einmal das Kind in sich pflegen möchten.

Gelungen: Peter Pan (Keisuke Nejime) mit seinem Schatten (Robert Weithas)
Gelungen: Peter Pan (Keisuke Nejime) mit seinem Schatten (Robert Weithas) © Volksoper

Peter Pan. Volksoper Wien. Nächste Termine: 14./18./25./29. Mai. www.volksoper.at