Der wichtigste Zuschauer saß mittig in der ersten Reihe und erlebte von hier die Uraufführung eines Textes, den er vor rund 40 Jahren verfasste. „Der Frackzwang“ nennt sich das Stück; Günter Brus der dafür verantwortliche Autor. Dem seit 2015 bestehenden, erfrischenden Kollektiv Planetenparty Prinzip kam die Aufgabe zu, dem Text im Kunsthaus Weiz Leben einzuhauchen.

Die Einteilung in vier Jahreszeiten und ein Konflikt zweier Hartnäckiger dienen als spärlicher Leitfaden durch einen insgesamt als saftig zu bezeichnenden Abend. Leonie Bramberger spielt sich in der Doppelrolle zweier Streithansln bis zur Fiktionsgrenze, während Nora Köhler ihrem Figurennamen („Die Unruhe“) tänzelnd gerecht wird und „die Metze“ (hingebungsvoll Moritz Ostanek) sich bis zum Schluss für sein Furiosum gedulden muss. Gemeinsam unterwerfen sie sich dem Takt der Musik (Julian Werl), sind zugleich Gestalter und Gestaltete. Klug ergänzt wird das Spiel durch gewiefte Animationen.

„In der dunkelsten Stunde schafft der Mensch aus dem Nichts einen Moment“, heißt es im Stück. Kein Dunkel war es und auch kein Nichts, das als Grundlage dieses Abends diente. Besondere Moment waren es aber jedenfalls, die Regisseur Simon Windisch mit seiner Inszenierung schuf. Und Günter Brus? Er tat gut daran, das Werk in junge Hände zu legen. Die dazu passende Brus-Ausstellung im Kunsthaus Weiz („Das grafische Werk“) ist noch bis 18. August zu sehen. Daniel Hadler

Der Frackzwang. Uraufführung. Nächster Termin: 5.10. im Steiermarkhof Graz. www.planetenparty.at