Der heimische Film ist in die Breite gegangen. Nicht nur, was die Länge in den aufgeweckt eigenwilligen Kurzfilmen betrifft oder die obligaten Warteschlangen vor dem Einlass. Verbreitert wurden auch Wege und Publikumsschichten – etwa bei der Premiere der Nachtschiene im p.p.c., wo Konzerte jenseits von Mitternacht starten, nachdem sich Street Cinema Graz schon fast traditionell alternative Leinwände gesucht und ein offenes und wanderfreudiges Publikum mit Projektionen auf graue Mauern an versteckten Hinterhöfen oder Kapellen unterhalten hat.

Heute biegt die Diagonale in Graz in die finale Kurve und bündelt noch einmal alle Kräfte im und außerhalb des Kinos, bevor das Festival des österreichischen Films am Abend wieder seine goldenen Nüsse vergibt. Wir streamen die Preisverleihung ab 19.30 Uhr live auf www.kleinezeitung.at.

Und bevor Dankesreden und wie beim Filmpreis politische Kommentare erwartet werden dürfen, ruft der Dachverband der Filmschaffenden mit #we_do eine neue Anlaufstelle für Ungleichbehandlung und Machtübergriffe ins Leben.

Superkräftige Signale einer jüngeren Generation sind zu vermelden, die einen weit gefächerten Bogen definiert und sich zunehmend erzählerisch, ästhetisch und handwerklich durch Gänge ins Experimentelle auszeichnet – wie die Filme von Peter Brunner, Kelly Copper und Pavol Liska, Sara Fattahi,Gregor Schmidinger – ohne Gefahr zu laufen, in Tristesse abzudriften. Das heimische Kino hat Sex-Appeal, Wagemut und Humor.

Eine beharrliche Branche

Um die Unabhängigkeit und Beharrlichkeit der Branche, belegt der Doku-Jahrgang, muss man sich keine Sorgen machen: Es dominiert die Vielfalt, seziert werden stärkende und zerstörerische Beziehungen („Szenen meiner Ehe“, „Una Primavera“), heiße Wahlkampfphasen („Inland“) oder Flüchtlingsfragen („Refugee Lullaby“, „The Remains“) oder die aufregende Notwenigkeit eines Radiosenders wie Ö 1 („Gehört, gesehen“).

Während die einen noch zittern, dürfen sich andere über ihre ausgezeichneten Drehbücher freien. Der mit 12.000 Euro dotierte Thomas-Pluch-Drehbuchpreis geht an Christian Frosch(„Murer – Anatomie eines Prozesses“), mit dem Spezialpreis wurde Gregor Schmidingers starke Coming-of-Age-Geschichte „Nevrland“ ausgezeichnet, das beste Drehbuch für einen Kurzfilm stammt von Albert Meisl, „Die Schwingen des Geistes“. Der Carl-Mayer-Drehbuchpreis für das beste Treatment geht an Jessica Lind für „Der Tag, an dem der Regen kam“ und der Förderpreis an Ulrike Kofler für „Full House“