Der Favorit ging auch als Erster ins Ziel: Im zweiten Abstimmungsdurchgang gewann Sonntagvormittag der 31-jährige Grazer Ferdinand Schmalz den Ingeborg-Bachmann-Preis 2017 (25.000 Euro). Dreimal war der steirische Dramatiker („dosenfleisch“, „der herzerlfresser“) bereits für die Mühlheimer Theatertage nominiert, mit den Tagen der deutschsprachigen Literatur betrat er aber ungewohntes Terrain. Um das Essen geht es, wie so oft bei Schmalz, auch in seinem Prosatext „mein lieblingstier heißt winter“ – eine „von gammeliger Erhabenheit getragene Schauergeschichte“, wie Jurorin Sandra Kegel, die Schmalz eingeladen hatte, in ihrer Gratulationsrede meinte.

Abstimmung

Gleich danach konnte sie eine weitere Laudatio halten, denn auch der Preisträger der neuen Deutschlandfunk-Auszeichnung, der Austro-Amerikaner John Wray, ist von Sandra Kegel vorgeschlagen worden. Ist im dritten Abstimmungsdurchgang für diesen Preis der Deutsche Eckhart Nickel John Wray noch unterlegen, so erhielt er dann auf Anhieb den Kelag-Preis zugesprochen. Der erstmals teilnehmende Schweizer Juror Michael Wiederstein lobte an dem Text „Hysteria“ nicht nur den viel zitierten ersten Satz (über die irritierenden Himbeeren), sondern auch den Rest, der sich mit „der German Angst und den daraus sprießenden, antimodernen Entwicklungen“ befasse.

Ebenfalls im ersten Durchgang gewann die Schweizerin Gianna Molinari den 3sat-Preis. Ihre Geschichte über einen Nachtwächter, der einen Flüchtling vom Himmel fallen sieht, würdigte Hildegard E. Keller in ihrer Laudatio als „emphatischen Essay über das Schauen und Hinschauen“. Kaum glauben konnte schließlich die Oberösterreicherin Karin Peschka, die gar nicht auf der Short-List der Jury stand, dass ihr via Internet-Voting der BKS-Bank-Publikumspreis (und damit auch ein Stadtschreiber-Stipendium Klagenfurts für 2018) zuerkannt wurde.