Mag schon sein, dass man „Cuts & Bruises“, also Schnitte und Prellungen abbekommt, wenn man immer wieder darauf gestoßen wird, der Sohn von Bono (eigentlich Paul David Hewson) von U2 zu sein. Aber damit musste Elijah Hewson rechnen, als er sich entschlossen hatte, auch Musik zu machen. Die Band Inhaler hatte er bereits 2012 gegründet, erst zehn Jahre später folgte mit „It Won’t Always Be Like This“ das Debütalbum. Das klang rotzig, frech, hatte die richtige „Wir-pfeifen-uns-nichts“-Attitüde, wie es sich halt gehört für Jungspunde. Und wenn man nicht gewusst hätte, dass da ein junger Hewson am Mikro zappelt, wäre man nicht auf die Idee gekommen, diese knackige Indie-Band mit den weltberühmten Stadion-Rockern in Verbindung zu bringen.
„Cuts & Bruises“ heißt jetzt also das neue Album der Dubliner Truppe, die inzwischen zum Quartett angewachsen ist. Natürlich ist das ein großartig produziertes Album auf der Höhe der Zeit. Und nein, der 23-Jährige ist nicht nur Sohn, sondern auch ein guter Sänger, Gitarrist und Songschreiber. Die Songs pendeln zwischen tanzbaren Club-Fegern („Love Will Get You There“), charmanten Indie-Hymnen („So Far So Good“) und sanften Emo-Schunklern („If You’re Gonna Break My Heart“). Durchdrungen ist das Album von großer Melodienseligkeit.
Doch irgendetwas ist zwischen den beiden Alben passiert. Elijah Hewson und seine drei Kumpels sind offensichtlich schneller erwachsen geworden, als ihnen guttut. Das Ungestüme, das Unberechenbare, die Zerrissenheit und auch der Zauber des Jugendlichen, all das wird von einem hochprofessionellen Soundteppich zugedeckt. Und auf Songs wie „Dublin In Ecstasy“ begehen Hewson und Co den Kapitalfehler schlechthin. Dort klingen Inhaler nämlich wie U2; aber nicht wie die wütenden, jungen Männer aus der „Boy“- oder „War“-Ära, sondern wie die abgebrühten Stadion-Rocker. Davon könnten sich Inhaler die meisten Prellungen zuziehen.
Albumtipp: Inhaler. Cuts & Bruises. Universal.
