Diese zehn Jahre hatten es in sich. Zwei Mal stand die Existenz des Klagenfurter Wettlesens auf Messers Schneide, zwei Mal, sagt Horst L. Ebner, „war ich so richtig stolz auf mein Haus!“ Das Haus, das ist das ORF-Landesstudio Kärnten, das heuer nach zwei aufreibenden Pandemie-Jahren die 46. Tage der deutschsprachigen Literatur wieder in Präsenz ausrichtet. Nach der rein digitalen Ausgabe 2020 (Juroren, Autoren und Publikum saßen vor ihren jeweiligen Bildschirmen) und dem hybriden Format 2021 (Juroren ohne Publikum im Kärntner ORF-Studio, die Lesungen waren aufgezeichnet) findet heuer ein runderneuerter Lesewettbewerb in Präsenz statt.
Ebner, das Mastermind im Hintergrund, freut sich: „Bei der Preisermittlung am Sonntagvormittag war es schon bisher ärgerlich, dass um 11.18 Uhr die Luft draußen war!“ Als Erstes wurde nämlich über die Vergabe des Hauptpreises abgestimmt. Das wird heuer anders sein, der Ingeborg-Bachmann-Preis wird als Letzter bekannt gegeben. Jeder Juror, jede Jurorin vergibt in der Nacht von Samstag auf Sonntag zwischen einem und neun Punkte, darf dabei aber für keinen der von ihm oder ihr vorgeschlagenen Teilnehmer stimmen. Es wird keine Shortlist mehr geben. Nur der Justiziar, der die Punkte schließlich auswerten muss, weiß Bescheid. Bei Punktegleichstand soll es am Sonntag zu einer Abstimmung kommen. „Das wird gerechter und transparenter“, meint Ebner, der noch heute Teilnehmer bedauert, die wegen des damaligen Abstimmungsmodus leer ausgingen: „Man denke nur an Theresa Präauer, die ohne Preis heimgehen musste!“