"Wir sind Cari Cari aus Mörbisch am See und freuen uns wirklich, dass wir bei diesem historischen Ereignis dabei sein dürfen." Mit diesen Worten leitete Sänger Alexander Köck seine Rede ein, um den schönen Schein der Kultur-Veranstaltungen auf seinen Wahrheitsgehalt abzuklopfen. Gefeiert wurden "100 Jahre Burgenland" auf Burg Schlaining. Und der Sänger der Indie-Pop-Gruppe (gemeinsam mit der Steirerin Stephanie Widmer) hatte noch mehr zu sagen: "Die Damen und Herren im Orchester bekommen 30 Euro pro Abend fürs Spielen", offenbarte er, mit welchen Löhnen diejenigen, die "100 Jahre Burgenland" feierten, abgespeist wurden.

Im Publikum saß ein verdutzter Landeshauptmann Hans Peter Doskozil. 100 Jahre Burgenland werde hier gefeiert in einem "sozialdemokratischen Land": "Ich finde das beschämend. Und ich finde es besonders beschämend nach Corona. Und ich finde es noch beschämender, wenn man gleichzeitig weiß, dass in Corona genug Geld dafür da ist, dass es zwei Intendanten bei den Seefestspielen in Mörbisch gibt." Angesprochen hat er damit Alfons Haider als Generalintendant und Peter Edelmann als künstlerischen Direktor. Dafür gab es den ersten, noch verhaltenen Applaus bei dieser Live-Veranstaltung "100 Jahre Burgenland".

Es ginge um Anerkennung, so Köck, der auch die Weltstars ansprach, die hier auftraten: Christian Kolonovits zum Beispiel. "Alle seien unterbezahlt", sagte Köck. "Wir haben eine Tournee in Albanien gespielt und haben mehr Gage bekommen", sagte Köck. "Wenn wir ein Kulturland Burgenland sind, dann sollte man das fördern."

Und dann trat Haider auf: "Tschuldigung, tschuldigung, Sie haben eine Falschinformation. Jeder Musiker in Mörbisch bekommt 140 Euro pro Abend." Köck: "Nein, heute." Und Haider darauf: "Ich hab verstanden, Mörbisch. Okay", sagte Haider und blieb vor der Bühne stehen: "Aber ich glaube, dass diese Zahl nicht stimmt. Ich bitte Sie vorsichtig zu sein. Die oben sind immer die Verbrecher, das ist aber nicht so mein Lieber."

Und dann ging Haider wieder - aber es war noch nicht aus. "Ich bin nicht persönlich angegriffen, aber man muss ja auch die andere Seite hören", sagte Haider, schon sichtlich außer Atem - und das alles vor Live-Publikum.

Und dann trat Haider noch zur Aufklärung an, weil die Musiker und Musikerinnen seien vom Konservatorium: Und diese bekommen 30 Euro. "Das sind also nicht abgeschlossene Musiker, sondern Studenten und Studentinnen." Haider war sichtlich um Kontenance bemüht, entschuldigte sich auch bei den Musikerinnen und Musikern.

Auch Landeshauptmann Doskozil trat auf: Man stehe vor der Friedensburg. "Es ist unangenehm, eine andere Meinung zu hören, das war vielleicht störend. Trotzdem, das ist auch ganz wichtig, deshalb stehen wir auch hier, deshalb feiern wird diese 100 Jahre. Trotzdem muss man andere Meinungen akzeptieren. In diesem Fall werde ich mich persönlich auseinandersetzen, auch wenn es in diesem Rahmen nicht angebracht war."