Eine illustre Runde an Prominenten ist am Dienstag zusammengekommen, um angesichts der Coronakrise die Bedeutung von Kunst und Kultur zu unterstreichen. Das Besondere: Bei den im Haus der Industrie Versammelten handelte es sich primär nicht um Kunstschaffende, sondern um Repräsentanten der Zivilgesellschaft, die sich unter dem Titel "Wir und Kultur" zu einem Chor der Solidarität vereint haben.

"Es geht nicht um Geld oder Angriffigkeit", unterstrich Mezzosopranistin Angelika Kirchschlager, neben Kabarettist Alfred Dorfer Mitinitiatorin der Bewegung, die sich bewusst nicht als Plattform oder Initiative verstehen will. Es gehe um eine Bewusstmachung, wie zentral Kunst und Kultur für Österreich seien. "Es ist vernünftig, Kunst und Kultur zu unterstützen - wie es natürlich auch sehr vernünftig ist, die Wirtschaft zu unterstützen", betonte Kirchschlager. "Es war vielleicht unser Versäumnis, nicht mit einer Stimme zu sprechen", zeigte sich Dorfer dabei durchaus selbstkritisch im Bezug auf die Kulturszene, die sich lange zu sehr in Einzelinteressen fragmentiert habe. Es gehe nun um eine Bewusstseinsänderung: "Das ist ein Dialogangebot."

Rahmenbedingungen

"Die Industrie schafft die Rahmenbedingungen für das Leben - aber Kultur ist das Leben", begründete Georg Kapsch, scheidender Präsident der Industriellenvereinigung, seine Unterstützung. Kultur sei die Abkehr von Kleingeistigkeit und Nationalismus, was in der heutigen Zeit essenziell sei.

Thomas Szekeres, Präsident der Ärztekammer, verwies auf die teils prekäre Lage vieler Kunstschaffenden: "Ich glaube, wir sollten uns hier zusammentun und gemeinsam dafür eintreten, dass die Kulturszene wieder aufgebaut werden kann."

"Wir sind nicht unbedingt eine Sportnation, aber wir sind hundertprozentig eine Kulturnation", unterstrich Fußballikone Herbert Prohaska. Deshalb gelte es für alle Bereiche, die Kultur zu unterstützen - "das ist für uns schon aus egoistischen Gründen wichtig, damit wir sie wieder live sehen können."

"Rolle der Mäzene unbesetzt"

Danielle Spera, Direktorin des Jüdischen Museums Wien, verwies auf die einstige Bedeutung des jüdischen Großbürgertums in der Entstehung eines Begriffs der Kulturnation - was mit dem Nationalsozialismus verloren gegangen sei: "Die Rolle der Mäzene ist in Österreich bis heute unbesetzt."

Gerade in Zeiten, in denen der Tourismus nicht vorhanden sei, seien die Österreicherinnen und Österreicher gefragt, rief Birgit Reitbauer als Chefin des Edellokals Steirereck zum Engagement und der Kreierung einer neuen Vision auch für die Kunst und Kultur auf: "Es geht darum, das Land, das wir lieben, positiv zu verändern."

"Jede Gesellschaft hat eine Kultur - die Frage ist nur: Welche?", so der einstige Flüchtlingskoordinator Christian Konrad: "Ganz Österreich, aber vor allem Wien ist ohne Kultur nicht vorstellbar." "Kunst und Kultur ist unsere Sicherheit", postulierte auch Polizeioberst Hans Golob, zumal sie Begriffe wie Rassismus und Ausgrenzung relativiere: "Verbundenheit und Solidarität mit allen Künstlerinnen und Künstlern!"