Zeigte die Toulouse-Lautrec-Ausstellung der Landesgalerie 2009 "Der intime Blick" Szenen, die der Künstler einfing und die eigentlich nicht für die Öffentlichkeit bestimmt waren, gleicht die aktuelle Schau einem Spaziergang durch den Montmartre der vorigen Jahrhundertwende respektive seiner Litfaßsäulen. "Das Plakat hat sich zum Fin de Siecle in Paris zu einer Kunstform entwickelt, ausgegangen ist alles vom Montmartre", erklärte Landesgalerie-Leiterin Gabriele Spindler in einer Pressekonferenz mit Landeshauptmann Thomas Stelzer (ÖVP) und dem interimistischen Direktor der Landesmuseen, Bernhard Prokisch, am Mittwoch in Linz.

Unterteilt in sechs Kapitel u. a. wie "Chanson & Cancan" - in einem orange gestrichenen Raum -, "Theater und Oper" in lindgrün, "Verführerinnen und Vorreiterinnen" in rosa, "Novellen & Journale" in blau, präsentiert "La Boheme" im zweiten Stock der Landesgalerie Plakate, die fast jeder schon einmal gesehen hat, wie die Cancan-Tänzerinnen von Henri Toulouse-Lautrecs "La troupe de Mlle Eglantine" oder sein "Ambassadeurs: Aristide Bruant" - und solche, die nicht ganz so bekannt sind. Die ausdrucksstarken Lithografien lösten um 1900 einen regelrechten Plakatwahn, "affichomanie", aus, und Sammler wollten die Plakate "avant la lettre", also bevor der Text darauf gedruckt wurde, haben, erläuterte Spindler weiter.

Welche Arbeitsschritte notwendig sind, um ein farbenfrohes Plakat zu erhalten, zeigt ein Video, eine Lithografiepresse daneben versetzt in die Jahre um 1900 zurück. Ein Erinnerungsbuch und Aktivkarten - angeordnet auf kleinen Kaffeehaustischen - sollen den Besuchern auch die Geschichte der Künstler, der Tänzerinnen und Sängerinnen näher bringen, betonte Kulturvermittlerin Sandra Malez. Prokisch wies auf das Rahmenprogramm mit einer Konzertreihe mit Musik aus jener Zeit in Kooperation mit der Anton-Bruckner-Universität hin. Die Ausstellung ist eine Kooperation mit dem Brüsseler "Musee d'Ixelles", das die Plakate verleiht, und dem Institut für Kulturaustausch Tübingen und wird weiter nach England wandern.

Die Landesgalerie steuert zu der Schau Fotos, Grafiken und Postkarten, die Einblicke in die Künstlerumgebung am Montmartre geben, aus ihrem Bestand bei. Gleich eingangs führt eine Fotosammlung in die Welt des Cabaret und Cancan ein. Korrespondierend zu "La Boheme" ist im Kubin-Kabinett "Dämonische Verführung. Alfred Kubins Frauendarstellungen" zu sehen, wo ebenso Theater und Cabaret eine Rolle spielen, die Frauen allerdings oft als verführerisch-satanische Magie-Gestalten daherkommen - aber auch als sinnlicher Halbakt von hinten.