Für den Rektor der Linzer Kunstuniversität Reinhard Kannonier ist die Motohall des Motorradherstellers KTM in Mattighofen ein "Showroom" - "mit einem Museum hat das nichts zu tun". Die dafür vom Land Oberösterreich zugesagte Kulturförderung in der Höhe von 1,8 Millionen-Euro sorgt seit Wochen für Diskussionsstoff. Sie wird auch durch den Landesrechnungshof (LRH) geprüft werden.

Kannonier besichtigte auf Anfrage der APA die im Mai eröffnete Motohall, die seither von mehreren Zigtausend Personen besucht wurde. Auf einem Parkplatz vor dem im Stadtzentrum errichteten Gebäude stehen während der Öffnungszeiten zahlreiche Motorräder. Sie kamen beim Lokalaugenschein laut Kennzeichen nicht nur aus ganz Österreich, sondern auch aus Deutschland, der Schweiz, Italien und Großbritannien. Auch auf den umliegenden Straßen ist die Motorraddichte hoch.

Vor und im Gebäude anerkennt Kannonier: "Architektonisch nicht schlecht, alles - auch die Ausstattung - sehr auf Dynamik ausgerichtet. In sich gut gemacht, aber mit einem Museum hat das nichts zu tun". Im Inneren dominiert das aggressive KTM-Orange. Die Technik - vor allem die Motoren, der Rahmen, die zahlreichen beim Fahren hilfreichen Sensoren - wird erklärt, ebenso die Geschichte des 1953 gegründeten Unternehmens bis zum Konkurs im Jahr 1991 und der Wiederaufstieg zu im vergangenen Jahr verkauften 212.899 KTM- und 48.555 Husqvarna-Maschinen, 4.200 Mitarbeitern, einem Umsatz von 1,56 Milliarden Euro und 108 Millionen Euro Gewinn nach Steuern. Die Beschriftungen zu den Exponaten sind zum Teil markig: "...mit brutal starkem Motor", ...einfach der Herrscher über alle kurvigen Straßen", "herrlich unvernünftig, pfeilschnell", "mächtig Leistung bei jeder Drehzahl", "das weltweite Maß der Dinge in Sachen Hard Enduro. Punkt!" (sic), "...räumt gnadenlos in allen 4-Takt-Klassen ab".

Freude hat der Rektor der Universität darüber, dass in der Hall sehr ausführlich das Design der Motorräder als Beginn und wesentliches Element der zweifellos wirtschaftlichen Erfolgsgeschichte des Unternehmens dargestellt wird und auch der dahinterstehende Gerald Kiska sichtbar gemacht wird. Er ist ein Absolvent der Studienrichtung Industrial Design der Universität für künstlerische und industrielle Gestaltung Linz.

Reserviert reagiert Kannonier jedoch auf eine Hall of Fame "Unsere Helden", mit der den Siegfahrern ein Denkmal gesetzt wird, unter anderem für Rallye-Dakar-Champion Matthias Walkner. Wie die chinesischen tönernen Krieger stehen Helme tragende und somit gesichtslose Figuren in ihren Rennanzügen in dem Raum und rundum auf Großbildschirmen läuft ein "martialischer Hymnus auf KTM", wie es der Rektor formuliert. Zuletzt werden noch die aktuellen Zweiräder und die Modelle der kommenden Saison vorgestellt. Auch auf das Thema Elektro-Motorräder wird verwiesen. Zum Ausgang gelangen die Besucher - überwiegend männlich und nicht mehr die Jüngsten - wie überall üblich durch einen Shop. Dort wird Allerlei angeboten, aber nur von KTM und in Orange: Kappen, Jacken, T-Shirts, Fußabstreifer, Schuhe, auch Babystrampler und -Fläschchen. Aber der Besuch der Toilette bietet Erholung für die Augen: Die Farbgebung verzichtet auf Orange, nur Grautöne, Schwarz und Weiß.

Das Resümee von Unirektor Kannonier, der unter anderem auch die Autowelten von Mercedes und BMW besucht hat: "Ein perfekter Schauraum für eine Marke. Eine nackte Geschichte, kein Drumherum, linear entlang den Motorrädern. Aber kein kultureller oder sozialer Kontext. Ein Mittelweg zwischen Technik-konform und Wecken von Emotionen mithilfe des Sports." Die Motohall sei etwas für "Benzinschwester und -Brüder", aber: "für nicht KTM- oder Motorrad-Freaks ist das langweilig". Im Zusammenhang mit den für das Projekt gewährten öffentlichen Geldern ist er der Ansicht: "Gegen Industrieförderungen ist nichts einzuwenden, aber keinesfalls aus dem Kulturbudget".