Der intime Rahmen auf engstem Raum stellt für jede Produktion eine immense Herausforderung dar. Panzenböck hat selbige gemeistert, indem er vor allem viel mit differenzierter Mimik und Körpersprache arbeitet, aber auch mit Schattenspielen in den Intermezzi und dem Einsatz von Puppen, die eine Art Metaebene eröffnen und Wünsche, Gedanken sowie Spiegelungen zum Ausdruck bringen. Und so wenig aufgesetzt aktualisiert wird (wiewohl es da einiges an Thematik gäbe), so selbstverständlich shaken sich die Mitwirkenden in manchen Ensembleszenen weg, als wär's mitten in einer angesagten Party-Location. Man wird Panzenböck wohl noch des öfteren begegnen: Ab der Spielzeit 2019/20 ist er als Regieassistent am Wiener Burgtheater tätig. 

In Kirchstetten ist diesmal auch ein kongeniales Ensemble vorhanden. Die famose Mezzosopranistin Sonja Runje als Isabella erfreut mit viel gestischer Italianita und lebhafter Ausstrahlung, als Mustafa lässt Vorjahrs-Bartolo Daniele Macciantelli seinen sonoren Bass erklingen, Jorge Alberto Martinez gibt einen präsenten Taddeo ab, der Lindoro von Jorge Juan Morata wirkt ein wenig zu sehr auf Stan Laurel getrimmt, und so ganz wirklich versteht man nicht, was die rassige Isabella an ihm findet.  

Hooman Khalatbari leitet in gewohnter Manier die Virtuosi Brunenses, Georg Eidher hat ein Ensemble des Wiener Kammerchors einmal mehr gut einstudiert. Sigrid Dregers Kostüme verbinden orientalisches Ambiente und zeitlose Eleganz, Maskenbildnerin Bettina Franz hat die Algerier mit goldglänzenden Teints ausgestattet. Insgesamt eine erstaunliche Gesamtleistung, ein beflügelnder Abend und wohl auch Grund zur Freude für Intendant Stephan Gartner. Im nächsten Jahr soll die Rossini-Trilogie mit der Opernrarität "Il Signor Bruschino" abgeschlossen werden. 

(S E R V I C E - Klassikfestival Schloss Kirchstetten: Gioachino Rossini, "L'Italiana in Algeri". Regie: Richard Panzenböck, musikalische Leitung: Hooman Khalatbari, u.a. mit Sonja Runje, Daniele Maciantelli, Jorge Alberto Martinez, Jorge Juan Morata, Dora Garciduenas. Weitere Aufführungen bis 17. August, Tickets und Information: )