Mit der Liebe ist es so eine Sache, gibt Michael Buble zu. "Es ist ganz offensichtlich, dass es ein kompliziertes Gefühl ist, ein kompliziertes Wort", betonte er im dpa-Gespräch. Vielleicht ist das der Grund dafür, dass der Titel seines am Freitag erscheinenden Albums nur ein Herzchen-Symbol ist - ausgesprochen werden soll es aber "Love". Darauf enthalten: Jazz-Standards und eigenen Songs.

Der 43-jährige kanadische Sänger weiß, dass Liebe ambivalent sein kann. "Liebe kann ein Wunder sein, aber sie ist eines dieser wirklich beängstigenden Dinge, denn manchmal habe ich das Gefühl, je mehr man liebt, desto härter tut es weh." Und so beleuchtet Buble auf seinem Album ganz unterschiedliche Aspekte der "vielleicht schönsten und beängstigendsten Macht auf dem Planeten". Er muss es ja wissen: Das Hauptthema auf seinen bisherigen Alben war immer die Liebe. Nun ist sie es sogar als "durchgehende Linie", wie er betont.

Wie kleine Kurzgeschichten empfindet Buble die einzelnen Songs. Da ist zum Beispiel "Where Or When", für ihn geht es darin um Reinkarnation: "Es geht darum, eine tiefe Art von Liebe zu haben, von der du denkst, dass du sie in einem anderen Leben schon einmal erlebt hast." 1937 entstanden die mittlerweile klassischen Liedzeilen, die nichts von ihrer Aktualität verloren zu haben scheinen. Auch in "Such A Night" findet Frauenschwarm Buble viel Aktuelles: "Es ist ein Lied, das für mich von schneller Liebe handelt, es geht um einen One-Night-Stand." Er besingt "die heißeste Nacht" des ganzen Lebens, von der man weiß, dass man sie nie vergessen wird.

Bemerkenswert ist, dass sich die neugeschriebenen Songs nahtlos einfügen in die Reihe der Jazz-Standards: Da ist "Love You Anymore", das Charlie Puth zusammen mit Johan Carlsson geschrieben hat, der schon etliche Songs zu Bubles Repertoire beigesteuert hat. Gitarre und Bass bilden die Soundkulisse dafür, dass der Sänger die ganze Breite seiner Schmeichelstimme präsentieren kann. Der emotionale Höhepunkt ist aber "Forever Now", eine Klavier- und Streicherhymne, die von dem 43-Jährigen mitgeschrieben worden ist. "Als ich dich das erste Mal in den Armen hielt, da wusste ich, das ich dich von ganzem Herzen liebe", singt er. Es geht darum, Papa zu sein - vielleicht ist es seine eigene Lieblingsrolle.

Viel Wirbel hatte es vor kurzem um Bubles angeblichen Rückzug von der Musik gegeben. Das britische Boulevardblatt "Daily Mail" hatte berichtet, er wolle seine Karriere beenden. Alles Blödsinn, aber vielleicht hat der 43-Jährige gegenüber Journalisten einen Scherz gemacht, den diese für bare Münze nahmen? Fest steht: Er macht weiter, nach einer zweijährigen Auszeit, in der er sich um seine Familie gekümmert hat. Ende 2016 war bei seinem Sohn Noah Krebs diagnostiziert worden. Buble und seine Frau, die argentinische Schauspielerin Luisana Lopilato, hatten sich daraufhin aus der Öffentlichkeit zurückgezogen.

So wenig er über den Kampf gegen den Krebs reden möchte, so gerne witzelt er im Interview über seine "verrückte Beziehung": "Meine Frau ist eher ein Fan von Bruno Mars", so Buble. "Ich denke, wenn du sie fragen würdest, wer ihr Traumtyp ist, wäre es Bruno Mars, vielleicht Ed Sheeran und dann Luis Miguel." Lopilato widmet Buble den Song "La Vie en Rose". Zusammen mit Cecile McLorin Salvant macht er aus dem Klassiker von Edith Piaf ein zweisprachiges Duett. Für den Kanadier ist es ein Song über den Zufall seiner eigenen Ehe.

Die Fans sind ihm wichtig, was die Kritiker sagen, ist dem Erfolgssänger dagegen egal: "Ich weiß nicht, ob ich stark genug bin, oder ob ich jemals stark genug war, die Kritik zu lesen." Er habe in seinem bisherigen Leben zu viel Zeit darauf verschwendet, sich über Kommentare von anderen Leuten zu ärgern, daher sehe er sich keine Rezensionen an. "Ich habe meine Freunde und meine Familie gebeten, die Dinge nicht mit mir zu teilen." Das gebe ihm "eine große Freiheit", zu tun, was er selbst für richtig halte. Insgesamt haben sich seine Alben bisher 60 Millionen Mal verkauft. Auch das neue Werk wird sicher gut bei seinen Fans ankommen, besonders in der Vorweihnachtszeit - da braucht doch jeder etwas "Love". Und wer Buble hautnah erleben möchte, hat am 21. September 2019 in der Wiener Stadthalle Gelegenheit dazu.