Es gibt vielseitigere, angesehenere Schauspieler als Sylvester Stallone. Bloß schrieben Kaliber wie Jack Nicholson, Daniel Day-Lewis, Brad Pitt, Harrison Ford oder Tom Hanks nicht mit gleich zwei Filmfiguren Geschichte. Der seit heute 70-Jährige steht hingegen für Rocky wie auch für Rambo. Dagegen sieht selbst ein Terminator alt aus.

Dabei dürften dem italienischstämmigen New Yorker spätestens 1970 ernste Zweifel an seiner Schauspielkunst gekommen sein. Damals, im Alter von 24, spielte er für schlappe 200 Dollar den Charakter des Stud, zu Deutsch "Deckhengst", im Sexfilm "The Party at Kitty and Stud's". Aber schon das Jahr 1976 tröstete über Schmuddel- und Nebenrollen hinweg: Inspiriert von einem Ali-Kampf schrieb Stallone innerhalb weniger Tage das Drehbuch zu "Rocky".  Den interessierten Produzenten stellte er eine Bedingung: Die Hauptrolle spiele er selbst. Sein Kalkül ging auf: Das Boxerdrama gilt bis heute als einer der besten Sportfilme, erhielt Oscars als bester Film, für Regie sowie Schnitt und machte Stallone über Nacht zum Star. Erst 2015 lief die sechste Fortsetzung.

Mit Vietnam-Veteran John J. Rambo gab er 1982 den nächsten Helden. Den Fans war es egal, dass die Reihe ab Teil II nur mehr aus sinnfreiem Abschlachten von Soldaten aus "Schurkenstaaten" bestand. 1985 verantwortete Stallone mit "Rambo II" und "Rocky IV" zwei der erfolgreichsten Streifen des Jahres.

Schief ging sein Wunsch, das kriegerische Image abzustreifen. Komödien wie "Oscar - Vom Regen in die Traufe" (1991) oder „Stop! Oder meine Mami schießt“ (1992) floppten.  Das hatte zwei Gründe: Weder waren die Filme besonders gelungen, noch wurde Sly der Komödiant abgenommen. Also flott zurück zu Action à la "Cliffhanger"  und "Demolition Man" (beide 1993) und dem Genre blieb "Sly" fortan weitestgehend treu. Der Unterschied zu den goldenen 80er-Jahren, dass seine Karriere nun in Sinuskurven verlief: Knallern wie "Cliffhanger" folgte Kassengift wie etwa "Judge Dredd" oder "Assassins – Die Killer" (beide 1995). Schmähpreise waren ihm sicher, so erhielt er von 1985 bis 2004 insgesamt zehn Goldene Himbeeren. Aber eben im Jahr 2016 auch den so genannten "Himbeeren-Erlöser-Preis" für seine Leistung in "Creed – Rocky’s Legacy". Noch wichtiger waren ihm für die Rolle des an Krebs erkrankten Rocky Balboa womöglich der Golden Globe sowie die Oscar-Nominierung. Dass Stallone mehr drauf hat, als nur einen Wumms mit Faust oder Waffe bewies er aber schon Jahre vorher als besonnener Sheriff Freddy Heflin in "Cop Land" (1997).

An Pension denkt er auch mit 70 nicht: "So alt wie ich bin, fühle ich mich nicht. Warum sollte ich aufhören? Im Kopf bin ich 35, körperlich vielleicht 48, 49 Jahre alt", wird Stallone zitiert. Allerdings, riskieren darf er nichts mehr. 2009 zog sich der Vater von fünf Kindern bei Dreharbeiten einen Haarriss im Halswirbel zu. Bei den folgenden Operationen wurde ihm ein Metallplättchen in den Nacken eingesetzt. Stunts sind ihm seither ärztlich verboten.

Nach zwei gescheiterten Ehen, darunter mit Brigitte Nielsen, ist Stallone seit 1997 mit Ex-Model Jennifer Flavin (47) verheiratet. Das Paar hat drei Töchter, die Jüngste ist 14.  Zuhause halte er meistens den Mund, scherzte das Kraftpaket heuer in der Show von Ellen DeGeneres über die Frauenpower in seiner Familie. "Sogar die Hunde sind alle weiblich, und der einzige Rüde ist kastriert".

Beruflich ist er weiter hervorragend gebucht. Die Reihe "The Expendables" um eine alte Söldnertruppe läuft seit 2010 blendend und noch heuer soll Stallone in einem Thriller von Jim Mickle einen alternden Häftling spielen.

Mit Arnold Schwarzenegger teilt der New Yorker nicht nur das Genre, auch Synchronsprecher Thomas Danneberg. Der Berliner spricht in "The Expendables" sogar beide. Im Original nuschelt Stallone etwas mehr, denn bei seiner Geburt wurden Hirnnerven verletzt, was Teile seiner linken Gesichtshälfte lähmt. Als Kind musste er dafür einstecken, seit "Rocky" ist auch seine Mimik legendär.