Als chronischer Optimist könnte man den Auftritt von Präsidentschaftskandidat Richard Lugner bei Armin Wolf in der ZiB2 vom Dienstagabend auch so sehen: es wurde über die österreichische Verfassung geredet. Mehr noch: es wurde leidenschaftlich darüber gestritten. Wie berichtet, wird Lugner ja nicht zu den TV-Duellen geladen, zu diesem Interviewtermin aber schon. Und auf Twitter wurde das Gespräch eifrig kommentiert - auch das floral flockige Sakko des Baumeisters:

Weniger optimistisch betrachtet muss man sagen: Der Baumeister lieferte einen skurrilen Auftritt ab. "Sie nennen ihren Wahlkampf selbst eine Kasperloffensive. Warum soll irgendjemand ihr Antreten ernstnehmen?" Mit dieser Einstiegsfrage startete Wolf. Lugner antwortete, wie so oft in diesem Interview, nicht wirklich. Die "lustige Idee" sei durch einen Karikaturisten entstanden. Ein Kasperl sei der Bundespräsident deswegen aber nicht.

Wolf konfrontierte ihn mit der Chancenlosigkeit, in die Hofburg einzuziehen und fragte nach: "Verwenden Sie in Wahrheit das oberste Amt im Staat nicht ganz einfach als Werbekampagne für Ihr Einkaufszentrum und Ihre TV-Shows und bezahlen das ganze aus dem Budget der Lugner-City?" Lugner verneinte. Das werde nicht vom Finanzamt anerkannt, wenn er das vom Budget der Lugner-City bezahle. Bei seinem ersten Antritt, habe er es aus seiner Privattasche gezahlt.

Der "Ankermann"

Auf die Frage: "Was qualifiziert Sie denn als Bundespräsident?" gab Lugner eine Standardantwort: Er sei Geschäftsmann, der 60 Millionen Euro an Steuern gezahlt habe. Und: Er sei der einzige wirkliche unabhängige Kandidat.

Nach den Aufwärmfragen ging es ans Eingemachte: Lugner erklärte, er würde als Bundespräsident nach der nächsten Nationalratswahl keine rot-schwarze Koalition mehr angeloben. Das ist eine Zweiparteien-Diktatur, die wir im Land haben. "Egal wie die Wahlen ausgehen, sind immer die beiden an der Macht. So kann eine Demokratie nicht funktionieren." Er verwies auf die USA, wo einmal die Republikaner, dann die anderen - Wolf half ihm beim Wort Demokraten aus - an der Macht wären. Für ein Mehrheitswahlrecht nach US-Vorbild sei er trotzdem nicht.

Allerdings würde er davor noch mit Rot-Schwarz reden. Denn: "Man kann ja nicht gleich alle mit dem Besen hinauskehren."

Die lustigesten Versprecher: Lugner, bewaffnet mit einem Ausdruck von einem Tweet von Wolf, nannte den ORF-Anchorman einen "Ankermann" und die britische Labour Partei eine "Leberpartei".

Und dann kam es zum großen Streit-Showdown: Lugner behauptete zunächst, als Bundespräsident könne er die Bundesregierung entlassen. Und später auch, den Nationalrat auch. Wolf verneinte und wies darauf hin, dass er dafür den Vorschlag der Bundesregierung brauchen würde. "Brauche ich nicht", blieb Lugner bei seiner Meinung und verwies auf Artikel 29 der Verfassung. Danach erklärte Armin Wolf auf Facebook warum das nicht stimmt, nötig sei der Artikel 67.