Aparte, zauberhafte Klänge mit Harfe, Celesta und delikaten Streicherglissandi erklingen für die Elfenwelt. Mit teils glühender Liebesmusik sind die Szenen der Athener ausgestattet. Bei den Theater spielenden Handwerkern greift er zur derben Parodie: So meisterhaft trennt Benjamin Britten die drei Welten, die in seiner Oper „A Midsummer Night’s Dream“ (nach Shakespeares „Sommernachtstraum“) zusammenstoßen. Und genau so hört man sie auch im Kärntner Sinfonieorchester unter dem souveränen Alexander Soddy: Besonders die somnambule Traumwelt ist voll von wunderbar durchsichtigen, fein entrückten, durchsponnenen Klanggeweben.

Yosemeh Adjei (Oberon), Elsa Benoit (Titania) und die Kinder der Singschule Carinthia
Yosemeh Adjei (Oberon), Elsa Benoit (Titania) und die Kinder der Singschule Carinthia © Karlheinz Fessl

Mystische Inszenierung

Kongenial dazu erlebt man am Stadttheater Klagenfurt eine mystische, teils spukhafte Inszenierung von Immo Karaman, der am Haus schon Prokofjews „Liebe zu den drei Orangen“ in Szene gesetzt hat. Obwohl die sinnlich-übersinnlichen Vorgänge einer lauen Sommernacht im Wald spielen, beschränkt Karaman die Natur auf ein Waldbild und einen hereinragenden Ast. Aber auch der dunkel holzgetäfelte Raum mit seinen großen Fenstern und den alten Möbeln (Ausstattung: Nicola Reichert) schafft viel Stimmung und wirkt durch unwirkliche Lichtstimmungen wie ein Spukschloss. Die ausgefeilte Personenregie besticht durch ungemeine Lebendigkeit und fantasievollen Ideenreichtum inklusive unkonventioneller Auftritte und Abgänge hinter Stühlen, durch Wände, Kisten, Uhrkästen.

Die ausgefeilte Personenregie besticht durch Lebendigkeit und fantasievollen Ideenreichtum
Die ausgefeilte Personenregie besticht durch Lebendigkeit und fantasievollen Ideenreichtum © Karlheinz Fessl

Vitalität

Zu dieser Vitalität trägt auch ein ausnehmend spielfreudiges Ensemble bei: Gregor Kohlhofer ist ein quirliger Puck mit hochgekämmten, roten Haaren, eine Mischung aus Lausbub und Punker, der immer wieder von einem kleinen Jungen gedoubelt wird. Die Liebespaare, die Puck durch die falsche Anwendung des Zaubersaftes gehörig durcheinanderwirbelt, sind mit einem stimmgewaltigen, sehr virilen Nikos Kontenidis (Demetrius), einer stimmschönen Anna Pennisi (Hermia), einem höhensicheren Robin Tritschler (Lysander) und einer herrlich phrasierenden Laura Tatulescu (Helena) ideal besetzt. Yosemeh Adjei gefällt als Elfenkönig Oberon mit einem ausgezeichneten, subtilen Countertenor und Elsa Benoit als Titania mit glockenreinem, leichtfüßigem und sinnlichem Gesang. Nicholas Crawley ist ein stimmgewaltiger Bottom (der Weber Zettel) und Alexander Sprague ein flötender Flute. Aber auch die übrigen Handwerker wie Grga Peroš, Sion Goronwy und Michael Schober sind untadelig und komisch. Etwas unter diesem Niveau: Kristian Paul als Theseus und Christiane Döcker als Hippolyta. Großartig singen – auch solistisch – die jungen Choristen der Singschule Carinthia (Einstudierung: Apostolos Kallos) als Elfen, die sich toll wie Puppen bewegen. Riesiger Applaus!

HELMUT CHRISTIAN