Gerd Bacher hat den ORF und damit die österreichische Medienlandschaft zwischen 1967 und 1995 maßgeblich bestimmt. Nachfolgend eine Auswahl an Zitaten des legendären ORF-Generalintendanten aus den vergangenen Jahrzehnten:

"Der ORF ist mein Kind. Von den Häusern über die Maschinen bis zu sehr vielen Menschen stammen alle von mir. Sogar der Name ist von mir. Mit dem ORF geht es mir wie mit einem Kind, das seine Talente verloren hat." Bacher über seine Lebensliebe und -leidenschaft ORF.

"Ich habe die alte Führung noch in der ersten Nacht abgesetzt. Sie waren Auftragnehmer ihrer Parteien. So schön wie in der ersten Zeit ist es nie wieder geworden, so unabhängig auch nie wieder. Wir fühlten uns als Hohepriester der Zentralanstalt für österreichische Identität. Die Parteien konnten sich nicht vorstellen, dass ein Rundfunk das tut, was er für richtig hält." Der "Tiger" beschreibt die Anfänge in seinem ORF.

"Zwischen '67 und '74 habe ich eine herrliche Orgel gehabt, danach hat man sie zwangsgedrosselt." Bacher über die Folgen der Rundfunkreform Kreiskys.

"Der Rundfunk sieht sich im wesentlichen zwei Hauptakteuren gegenüber: einmal den etablierten Institutionen, zum anderen einer neuen revolutionären Linken. Sie glaubt, im Alleinbesitz des Zeitgeistes unterwegs zu sein - wie einst Hitler im Namen der Vorsehung." Mit seiner Rede beim Salzburger Humanismusgespräch wurde Bacher 1972 zum Feindbild der Linken.

"Ich hatte in der fairen Auseinandersetzung mit der Linken nie Schwierigkeiten und die Tatsache, dass einer ein Linker ist, hat mich nie davon abgehalten, ihn in verantwortungsvolle Positionen in diesem Haus zu bringen, wenn er fachlich in Ordnung war." Mit Linken im ORF hatte der heimatlose Rechte keine Probleme.

"Ich lege Wert darauf, Obmann einer Ein-Mann-Partei mit Aufnahmesperre zu sein, mich können Sie nirgends zuweisen. Ins bürgerliche Lager - was immer man darunter versteht - bin ich natürlich einzureihen. Und dort bin ich halt einer der wenigen Artikulierer gewesen." Bacher über seine Verortung im bürgerlichen Lager.

"Als ich 1978 wiederkam, hat mich Kreisky aus der Armbrustergasse angerufen und hat gesagt: 'Herr Generalintendant, wollen Sie nicht auf eine Eierspeis zu mir kommen?' Um Mitternacht saß ich in der Armbrustergasse, er machte eine Eierspeis, wir sind bis um zwei in der Früh dort gesessen. Er hat mir erklärt, er habe immer gewusst, dass ich es wieder werde und er sich darüber freue." Bacher über seine erste Rückkehr in den ORF, die von der Kärntner Tageszeitung mit der legendären Schlagzeile "Kreisky in Paris, Benya in Sofia, Bacher im ORF" begleitet wurde.

"They never come back hat bei mir nicht gestimmt." Bacher über seine mehrmalige ORF-Wiederkehr.

"Rache ist etwas, was mich überhaupt nicht bewegt. Mich bewegt Wut." Rachegelüste hatte Bacher dabei nicht.

"Das gehört nicht zu den ehrenvollsten Kapiteln meines Lebens." Bacher über seine 24 Tage als "Kurier"-Chefredakteur. Er kündigte den Job, um sich als ZDF-Programmdirektor zu bewerben, eine Intervention der SPÖ verhinderte aber den Sprung nach Deutschland.

"Ich habe mit dem Hans Dichand noch nie eine Grundsatzdebatte geführt, kann mir aber vorstellen, dass uns nicht rasend viel im Weltanschaulichen trennt. Ich kritisiere ihn ja immer nur in der Sache. Sie werden kein einziges abfälliges, persönliches Wort von mir über ihn hören. Umgekehrt ist das anders. Er kritisiert mich in der Sache und beschimpft mich in der Person." Bacher über sein gespanntes Verhältnis zu Hans Dichand.

"Mir ist das elektronische Hochland von Tibet lieber als das Tiefland von Luxemburg." Bacher über Privatfernsehen à la RTL.

"Die kommerziellen Fernsehsender haben die öffentlich-rechtlichen unter schweren Quotendruck gesetzt. Diese führen einen heldenhaften Abwehrkampf. Es bleibt die Hoffnung auf Schubumkehr, aber ich glaube es wird noch Ärger." Den öffentlich-rechtlichen Rundfunk sah Bacher zunehmend auf verlorenem Posten.

"Ich halte nichts davon, wenn die Öffentlich-rechtlichen die besseren Kommerziellen sein wollen. Ich bin ein überzeugter Zwangsbeglücker und kein Quotenjäger." Bacher in öffentlich-rechtlicher Mission.

"Mich kotzt der Zeitgeist dermaßen an." Und auch mit dem Zeitgeist hatte Bacher seine Probleme.

"Der Allerbeste wäre natürlich Gerhard Zeiler. Es ist nahezu grotesk, dass der Bundeskanzler Zeiler nicht auf Knien bittet, zu kommen. Aber vor dem hat er Angst, weil er sich einbildet, Zeiler nützt das aus, um selbst Kanzler zu werden. Das ist einer der besten Fernseh- und Rundfunkleute, die es weltweit gibt. Und auf einen solchen Kapazunder glaubt man hierzulande verzichten zu können." Bacher über seinen Wunschnachfolger im ORF.

"Ich kenne die politische Szene seit 1946, also die ganze Zweite Republik: So eine miese politische Besetzung hatten wir noch nie seit Bestehen der Zweiten Republik. Und wenn man sich anschaut, wie sich manche Landeshauptleute aufführen, dann stimmt das, was ich unlängst in einem Beitrag schreiben durfte: Dass hier eine politische Dauerolympiade der Liliputaner stattfindet." Von der Politik war Bacher zuletzt wenig begeistert.

"So unverschämt wie heute die Politik im ORF umrührt und ihre personellen Anschläge auch gar nicht mehr tarnt, sondern einfach durchführt! Und das einfach bestätigt: 'Wir müssen dort ja auch wen haben!' Ich habe ja diesbezüglich auch allerhand erlebt. Aber das hat Bruno Kreisky schon wesentlich eleganter und mit mehr Respekt vor dem Haus gemacht. Das ist das besonders Bedauerliche." Bis zuletzt kritisierte der "Tiger" auch den Zugriff der Politik auf den ORF.