Belgrad sei eine tragische, aber helle Stadt. Nicht hell von außen, hell von innen. Dies sagte der österreichische Schriftsteller Peter Handke, welchem heute, Donnerstag, anlässlich der Stadtfeier eine Urkunde des Ehrenbürgers der serbischen Hauptstadt überreicht wurde. Sie war ihm im Februar vom Stadtparlament zuerkannt worden.

"Dunkle Nester"

Vor 20 Jahren hätten alle Medien von Washington über Brüssel, London, Paris und Frankfurt gerufen, dass Belgrad ein dunkles Nest auf dem Balkan sei. Aber Belgrad sei dies nie gewesen, es sei innen hell gewesen. Dunkle Nester seien Brüssel, Berlin, Madrid, New York gewesen, meinte Handke in seiner kurzen Ansprache in serbischer Sprache, in welcher er auch darauf verwies, dass die serbische Hauptstadt in nur einem Jahrhundert dreimal Bombenangriffen ausgesetzt gewesen sei. Handke meinte damit zwei schwere Bombardierungen während des Zweiten Weltkriegs (1941 von deutschen Flugzeugen und im Frühjahr 1944 durch die Alliierten) sowie die NATO-Luftangriffe im Zuge des Kosovo-Konflikts 1999.

Die Liebe sei unsicher und gefährlich, aber die Treue nicht und schon gar nicht die Treue gegenüber einem Ort. Er bleibe Belgrad, der hellen Stadt, treu, versicherte der Autor. Es gebe keinen anderen Schriftsteller in der Welt, dem gegenüber Belgrad mehr verpflichtet sei, stellte der Bürgermeister Sinisa Mali bei der Übergabe der Urkunde fest.

Gedenken

Handke habe den Titel des Ehrenbürgers verdient, weil er Serbien jahrzehntelang "ungeachtet dessen, wer an der Macht war", unterstützt habe, hatte das Stadtparlament in seiner Entscheidung festgestellt.

Handke hatte im Gefolge der Balkankriege (1991-1995) Partei für Serbien ergriffen - 1996 erschien sein Buch "Gerechtigkeit für Serbien" - und war daher auch immer wieder heftig kritisiert worden. 2006 war der Schriftsteller demonstrativ beim Begräbnis des serbischen Politikers Slobodan Milosevic aufgetreten, dem vor dem UNO-Kriegsverbrechertribunal der Prozess gemacht worden war. In seiner heutigen Ansprache gedachte Handke keines Politikers, dafür aber zahlreicher serbischer Schriftsteller und Künstler