Der Kindergarten als Betreuungseinrichtung – das war einmal. Mittlerweile hat sich die Sichtweise auf diese Institution der frühen Kindheitserziehung stark gewandelt: Weg von der bloßen Stelle für Beaufsichtigung, wo die Kinder tagsüber „geparkt“ werden, hin zum elementaren Lernort. Zu verdanken ist das Umdenken der Wissenschaft – die durch zahlreiche Studien belegen konnte, wie wichtig die frühe Bildung im Kindesalter ist.

Diese Erkenntnis hat sich inzwischen auch zur Politik durchgesprochen. Das Bildungsministerium beauftragt die Pädagogischen Hochschulen erstmals, ein Curriculum für das neue Studium der Elementarpädagogik zu formulieren. Damit kommt der Gesetzgeber der jahrelangen Forderung nach einer akademischen Ausbildung für Kindergartenpädagogen nach.

„Der Kindergarten dient als Basisstufe des gesamten Bildungswesens. Alle Grundsteine für den späteren Lernerfolg werden hier gelegt. Deshalb braucht es hier auch die am besten ausgebildeten Pädagoginnen und Pädagogen“, sagt Sabine Strauß, die als kognitive Lernpsychologin mit steirischen und burgenländischen Kollegen den Lehrplan für den Elementarpädagogik-Bachelor ausgearbeitet hat. Das Angebot wird sich an Kindergartenpädagogen mit Berufserfahrung und in Leitungspositionen richten, das dreijährige Studium ist berufsbegleitend angesetzt.

Was sich dadurch ändern wird, wenn die lang ersehnte Akademisierung im Kindergarten ankommt? „Viel Veränderung braucht es gar nicht, denn schon jetzt wird in den meisten Kindergärten bei uns großartige Arbeit geleistet“, sagt Strauß. „Aber durch das Bewusstsein darüber, was viele Pädagoginnen und Pädagogen schon intuitiv richtig machen, können sie ihre Arbeit besser erklären und sie auch den Eltern besser verständlich machen. Wir möchten den Praktikern im Studium vieles mitgeben, was ihnen die Arbeit erleichtern wird.“

Grundlagen aus Pädagogik, Soziologie und Psychologie finden sich im Lehrplan ebenso wieder wie Leitungsthemen und didaktische Ansätze. Strauß ist es besonders wichtig, das spielerische Lernen bei den Jüngsten zu ermöglichen. „Das Spiel ist die Krönung des Lernens. Kinder lernen so mit Begeisterung, und genau das ist es, was ihnen in späteren Schulformen abhandenkommt. Deshalb muss gerade im Kindergarten darauf geschaut werden, dass Kinder forschen, entdecken und ausprobieren können.“ Farben mischen, Bauklötze stapeln, Musikinstrumente ausprobieren – Kinder haben laut Strauß einen völlig anderen Zugang zu Problemstellungen. In der psychologischen Fachsprache nennt man das „divergentes Denken“: abweichende, kreative Ideen entwickeln, um zu einer Lösung zu kommen. „98 Prozent der Kindergartenkinder sind in diesem Bereich hoch begabt“, sagt Strauß.

Dieses divergente Denken müsse im Kindergarten noch mehr gefördert werden, fordert die Elementarpsychologin, denn mit zunehmendem Alter würden wir das immer mehr verlernen. Sie stützt sich dabei auf die wachsende Anzahl wissenschaftlicher Studien – die Elementarpädagogik boomt.