Groß waren die Emotionen, klein die Gruppe der Demonstranten. Vier Klimaaktivisten haben am heutigen Montag den Villacher Frühverkehr gestört. Die "Letzte Generation", allen voran mit den bekannten Gesichtern Anja Windl und Valentin Bast, blockierte die Ossiacher Zeile - eine der Hauptverkehrsrouten in Villach.

Die Aktion begann gegen 8 Uhr, der Schülerverkehr war demnach nicht betroffen, dennoch gingen bei Autofahrern die Wogen hoch. Mehrere Betroffene haben um sich geschrien und die Aktivisten angebrüllt. Ein Autofahrer hätte beinahe von hinten einen Klimaaktivisten umgefahren. Die jungen Umweltschützer ließen sich davon nicht abhalten, drei von vier hatten sich diesmal sogar festgeklebt. Bei der ersten Kärntner Aktion im Februar in Klagenfurt war es ihnen dafür zu kalt.

Live-Video der Aktion:

Fotos der Aktion:

Autofahrer verloren reihenweise die Nerven

"Was soll denn das?", "Schleichts euch!", "Wir müssen durch, geht weg!", "Es gibt Leute, die arbeiten auch müssen!". Viele Autofahrer verloren die Nerven und wurden ausfallend. Sie tobten und hupten. Die Aktivisten versuchten, alles zu erklären, und haben gerufen: "Es wird gleich vorbei sein." Eine Mutter mit drei Kindern im Auto musste dringend durch und kam wegen der Aktivisten im Frühverkehr nicht weiter. "Ich muss mit einem Kind zum Doktor", erklärte sie aufgebracht. Einsatzfahrzeuge und Busse wurden durchgelassen. Eine Caritas-Mitarbeiterin stieg aus dem Auto aus und stellte klar, dass sie dringend Medikamente zu einer Frau bringen muss. Daraufhin wurde sie durch die Absperrung gelassen.

Die Polizei, die auf eine Aktion in Klagenfurt eingestellt war, kam nach etwa 15 Minuten am Protestort an und war von Anfang an um Beruhigung bemüht. Der Verkehr wurde großflächig umgeleitet, zu nennenswerten Problemen auf den Straßen kam es nach anfänglichem Chaos nicht. Nach etwa 40 Minuten hatte sich auch die zuvor aufgeheizte Stimmung etwas beruhigt.

Zu Beginn der Aktion drohten Ausschreitungen. Ein Autofahrer fuhr die Aktivisten beinahe um
Zu Beginn der Aktion drohten Ausschreitungen. Ein Autofahrer fuhr die Aktivisten beinahe um © Helmuth Weichselbraun

Polizei kann Aktivisten nicht einfach wegtragen

Spannend war auch diesesmal die Frage, warum die Polizei die Aktivisten  nicht einfach wegträgt. "Die Personen sind angeklebt und es braucht einen Behördenbescheid, um sie zu entfernen. Je nach Lage und Verkehrssituation schreiten wir ein oder versuchen zu deeskalieren", sagt Stadtpolizeikommandant Erich Londer. Nach etwa einer Stunde rückte eine Spezialeinheit ein, die auch ein Lösungsmittel für den Kleber mitführte. Doch die Polizisten wurden nicht aktiv. Sie warteten, bis die Klimaaktivisten von selbst die Straße räumen. Nach knapp drei Stunden war es dann so weit: Der Protest wurde beendet, denn es begann leicht zu regnen und eine Aktivistin musste aufs WC.  Die Umweltschützer haben ihre angeklebten Hände selbst vom Asphalt gelöst, standen auf und gingen zur Seite. Danach sind etwa 20 Polizisten von einer Spezialeinheit aus Bussen ausgestiegen, die um die Ecke geparkt hatten. Die  Beamten nahmen die Personalien der Klimaaktivisten auf, gegen 10.50 Uhr war der Protest beendet.

Stadtpolizeikommandant Erich Londer im Gespräch:

Nach eineinhalb Stunden gehen die Aktivisten wieder:

"Es geht uns darum, aufzuzeigen, dass es höchst an der Zeit ist, dass sich etwas ändert und die Politik beginnt, Umweltschutz ernst zu nehmen", sagte Valentin Bast von der "Letzten Generation". Die Aktivisten fordern unter anderem Tempolimit 100 auf Autobahnen.

Klimaaktivist im Interview:

Erster Protest im Februar in Klagenfurt

Zuletzt waren die Aktivisten in Kärnten Anfang Februar in Klagenfurt unterwegs. Blockiert wurde der Villacher Ring, die Zone konnte gut umfahren werden. Das Polizeiaufgebot war enorm, auch Hubschrauber waren im Einsatz. Die Aktivisten protestierten damals bei Minusgraden und haben die Aktion eigenständig wieder beendet, weil eine Person aufs WC musste. Wegen der kalten Temperaturen haben sie auch darauf verzichtet, sich festzukleben.