Der Ötztaler Radmarathon wurde seinem Ruf als Mekka der Marathonszene einmal mehr als gerecht. Bis November meldeten sich 19.000 Personen an, für 4000 erfüllte sich der Traum vom 227 Kilometer langen und mit 5500 Höhenmetern gespickten Mythos.

4335 Radsportler aus 36 Nationen starteten vergangenen Sonntag um 6.30 Uhr in Sölden, es folgten die vier schweren Alpenpässe Kühtai, Brenner- und Jaufenpass und zum Abschluss das 29 Kilometer lange Timmelsjoch. Absoluter Rekordhalter im Teilnehmerfeld war der 67-jährige Raimund Frischmann aus Umhausen, der seinen 36. Ötztaler Radmarathon in Angriff nahm. 

Sengendes Hitzedebüt im Ötztal

Der Ötztaler Radmarathon lockt Jahr für Jahr auch Prominente nach Sölden, die sich ihren Traum vom Finishen erfüllen wollen. Die Radsportwelt blickte vor allem auf das Abschneiden von Johannes Lamparter, Gewinner des Gesamtweltcups in der Nordischen Kombination, der sein Debüt bei einem Radmarathon feierte. Lange fuhr der Tiroler mit der Spitzengruppe mit. Am Ende erzielte er eine beachtenswerte Zeit von 7:40 Stunden und wurde Gesamt-71. "Am Jaufenpass und Timmelsjoch hatte ich nicht mehr viel Druck am Pedal. Aber die Stimmung war so cool", freute sich Lamparter im Ziel.

Johannes Lamparter (3. von links) mit Oliver Schwarz, Paul Verbnjak und Außenmoderator Christoph Sumann
Johannes Lamparter (3. von links) mit Oliver Schwarz, Paul Verbnjak und Außenmoderator Christoph Sumann © ÖRM/EXPA/Johann Groder

Krimi am Timmelsjoch

Mit Snowboard-Crack Andreas Prommegger und Ex-Skisprungstar Andreas Goldberger nahmen weitere Wintersportler teil. Der Weltcup-Skibergsteiger Paul Verbnjak, der auch zu den Favoriten zählte, musste das Rennen nach einem platten Reifen beenden. Eine gelungene Premiere legte auch der weltbeste Sommelier Aldo Sohm, ein gebürtiger Tiroler, der in New York lebt, ab. Ein prominenter Zaungast gab den Hobbysportlern und Promis wertvolle Tipps: Toni Palzer vom Team BORA - hansgrohe.

Mit gewohnt hohem Tempo ging es nach dem Start in Sölden Richtung Kühtai. Lange hielten sich die Favoriten bedeckt. Über Innsbuck und den Brennerpass belauerten sich lange rund 40 Fahrer. Für eine erste Entscheidung sorgte am Jaufenpass der Italiener Elettrico Tommaso. Als Solist bewältigte er die Abfahrt Richtung St. Leonhard und baute seinen Vorsprung am Timmelsjoch auf über drei Minuten aus. Doch am Timmelsjoch bezahlte er für seine Flucht, als er von MTB-Weltmeister Alban Lakata, Ex-Sieger Johnny Hoogerland und dem Italiener Manuel Senni gestellt wurde.

Snowboarder Andreas Promegger mit Alban Lakata vor dem Start
Snowboarder Andreas Promegger mit Alban Lakata vor dem Start © Inscript/andysillaber

Podiumssensation trotz Defekt

Der Italiener Manuel Senni machte dort weiter, wo Tommaso begonnen hat, mit einer Attacke. Mit einer Leichtigkeit setzte er sich Lakata und Hoogerland ab. Senni aus Cesenatico war bis 2021 Radprofi und bestritt viermal den Giro d'Italia. Seine Bergfestigkeit bewies er bis zum Gipfel des Timmelsjochs. Dort hatte er bereits über 1:30 Minuten Vorsprung auf Lakata und baute seinen Vorsprung bis Sölden noch auf 2:41 Minuten aus. Rang drei ging an Hoogerland.

Der Osttiroler Alban Lakata wurde trotz eines Platten am Jaufenpass noch Zweiter wurde. "Ich wollte zum Siegen kommen. Nach den Rängen vier und drei ist der Zweite jetzt die logische Schlussfolgerung. Ich denke, ich muss nächstes Jahr wieder fahren, um es zu toppen", schmunzelte Lakata. Zweitbester Osttiroler wurde der Kleine-Zeitung-Redakteur Michael Egger, der den 74. Gesamtrang und Platz 47 in der allgemeinen Klasse der Männer belegt.

Start-Ziel-Sieg bei den Damen

Eine neue Siegerin gab es beim Damenrennen: Die Deutsche Janine Meyer bestimmte ab dem Kühtai die Pace und lag am Brennerpass bereits über acht Minuten in Führung. Heuer krönte sie sich zur Glocknerkönigin mit Streckenrekord (7:27,47 Stunden). Sie distanzierte Samantha Amaudo (ITA) um 19:39 Minuten und Vorjahressiegerin Catherine Rossmann wurde Dritte. 

Damensiegerin Janine Meyer
Damensiegerin Janine Meyer © ÖRM/EXPA/Johann Groder