Mit Elfriede Ortner ist am 23. Oktober eine Frau von besonderer Stärke und Lebensfreude im 104. Lebensjahr friedlich eingeschlafen. Die gebürtige Defereggerin, die seit Jahrzehnten in Lienz lebte, galt als eine der ältesten Osttirolerinnen. Noch im August hatte sie – umgeben von Familie und Freunden – ihren 103. Geburtstag gefeiert.
Geboren wurde Elfriede Ortner im Jahr 1922 als erstes von drei Kindern der Bergbauernfamilie Kurzthaler, vulgo Ronach, in St. Veit im Defereggen. Ihre Kindheit war geprägt von Entbehrung und Arbeit, aber auch von Zusammenhalt. Nach Kriegsende fand sie Anstellung bei der Post, wo sie viele Jahre gewissenhaft tätig war. 1945 kam ihr erster Sohn Robert zur Welt, 1956 heiratete sie Rudolf Ortner und ließ sich in Lienz nieder. Mit ihm verband sie eine tiefe Partnerschaft, bis sie 1977 dessen frühen Tod verkraften musste. Aus ihrer Ehe gingen zwei Kinder hervor: Armin, der heute in Wien lebt, und Gisela, die in ihrer Nähe blieb.
Handgemachtes war ihr Liebesbeweis
Elfriede Ortner war eine Frau, die trotz vieler Schicksalsschläge nie den Mut verlor. Sie liebte die Natur und alles, „was aus dem Boden wächst“, wie sie selbst gerne sagte. Mit wachem Geist verfolgte sie das politische Geschehen, das sie mit spitzer Zunge kommentierte, und blieb bis ins hohe Alter interessiert und lebendig. Ihre große Leidenschaft galt dem Handwerk – besonders dem Stricken. Mit Hingabe erfüllte sie die Wünsche ihrer Familie nach handgestrickten Socken, jedes Paar ein kleines Symbol ihrer Zuwendung und Beharrlichkeit.
In der Familie galt sie als Mittelpunkt, als pragmatische, humorvolle und stets tatkräftige Frau. Ihre Angehörigen schreiben ihr ein langes Leben ohne Übertreibungen, mit klarem Blick und „revolutionärem Geist“ zu – Eigenschaften, die sie bis zuletzt auszeichneten. Am 30. Oktober besteht ab 9 Uhr am Städtischen Friedhof Lienz die Möglichkeit zur persönlichen Abschiednahme. Die Urnenbeisetzung erfolgt zu einem späteren Zeitpunkt im engsten Familienkreis.