Das Datum am Pressefolder trügt: 14. April 2014 steht dort geschrieben. Doch beim Thema, das heute, Freitag, 14. April, im Klagenfurter Rathaus besprochen wurde, hinkt die Stadt nicht neun Jahre hinterher. Ganz im Gegenteil: man befindet sich europaweit in einer Vorreiterrolle. Auf Basis umfangreicher Geodaten und mittels des Einsatzes von künstlicher Intelligenz (KI) wurde ein digitaler Zwilling, also ein virtueller Nachbau, der Landeshauptstadt entwickelt. Dieser steht Bürgern und Unternehmern ab sofort kostenlos unter klagenfurt.at/digitaler-zwilling zur Verfügung.

Basis sind 19.000 Luftbilder, aufgenommen im Juni 2021. Der schwedische Softwarekonzern Hexagon entwickelte die KI, um daraus ein 3D-Stadtmodell zu erzeugen. Der Nutzer kann aus verschiedenen virtuellen Karten wählen: allgemeiner Überblick, Landnutzung/Bodennutzung und Solarpotenzial (Photovoltaik und Solarthermie). Letztere ist auch für Private sehr interessant: Die KI berechnet für jede Dachfläche im Stadtgebiet das Potenzial für die Erzeugung von Solarstrom (Kilowattstunden, CO₂-Vermeidung etc.) bzw. von Warmwasser unter Berücksichtigung der atmosphärischen Bedingungen und des Schattenwurfes durch andere Objekte über das Jahr.

Digitales Hallenbad

"Aktuell gibt es die Tendenz, KI negativ zu sehen. Gerade im Bereich Geo-KI gibt es keinen Grund dazu. Hier wird die Erdoberfläche anhand von Luftbildern analysiert. Das bildet die Grundlage für stadtplanerische Entscheidungen. Derzeit läuft ein Testprojekt, in dem wir es im Modell digital regnen lassen. So können wir etwa die Frage, wie viel Wasser ein Kanal bei einem Starkregenereignis aufnehmen kann, im Vorfeld beantworten", erklärt Günter Koren, Leiter der Abteilung Geoinformation und Vermessung im Magistrat.

Als zusätzliches "Zuckerl" für den Anwender sollen künftig auch Modelle von sich in der Planung befindlichen Großprojekten in das Stadtmodell eingebettet werden können. "Derzeit arbeiten wir daran, das Hallenbad einzubetten", sagt Stadtplanungsreferentin Corinna Smrecnik (SPÖ) und betont, dass der digitale Zwilling bereits auf zahlreichen internationalen Messen auf große Resonanz gestoßen ist.

Die nächste Befliegung findet im heurigen Juni statt. Dann wird das Flugzeug auch über Villach kreisen und die Basis für einen digitalen Zwilling der Stadt schaffen. In Klagenfurt werden die Kosten für die Befliegung (50.000 Euro) und die nachträgliche Digitalisierung (15.000 Euro) im heurigen Jahr komplett über Förderungen finanziert.