Es gab Tritte und Schläge mit der Hand, auch Schläge mit dem Gürtel. Die Stieftochter, damals zwölf Jahre alt, wurde von der Rumänin (heute 52) im Schlaf aus dem Bett gezogen, weil sie Lernen oder Sport betreiben sollte. Das gab die Zwölfjährige schon 2019 gegenüber der Polizei zu Protokoll, auch später bei der kontradiktorischen Vernehmung bei Gericht. Ihr Halbbruder, damals elf Jahre alt, bestätigte die Vorwürfe, musste auch selbst Prügel einstecken.

"Nein, ich bin unschuldig", sagt indes die Mutter am Mittwoch vor Richter Manfred Herrnhofer. Sie ist wegen Quälens oder Vernachlässigens unmündiger oder wehrloser Personen angeklagt, gibt aber nur zu, dass aus der Stieftochter was werden sollte. "Olympiasiegerin, Astronautin oder zumindest Richterin", so die Reinigungskraft. Die Verletzungen bei der Stieftochter sind teils aktenkundig, weil sie im Spital behandelt wurden. Das Jugendamt betreute die Familie seit 2018 und beschloss 2019 die Fremdbetreuung der beiden Kinder. Sie landeten im Heim.

Suizidankündigungen

"Es gibt keinen Zweifel, dass die Misshandlungen passiert sind. Außerdem gab es Essensmangel und Verwahrlosungstendenzen sowie Suizidankündigungen der Stieftochter", sagt die Betreuerin des Jugendamts Klagenfurt aus. Aber es hätte 2022 den Wunsch der Kinder gegeben, zur Mutter zurückzukehren, und dem habe man entsprochen. "Die Angeklagte hat dann Druck ausgeübt, die Stieftochter möge die Aussage revidieren. So drohte sie, dass sie im Fall einer Verurteilung nicht mehr für die beiden sorgen könne", so die Beamtin. Tatsächlich wolle die Stieftochter nun im weiteren Verhandlungsverlauf die Vorwürfe zurückziehen.

"Ich bin richtig sauer"

Richter Herrnhofer explodiert: "Ich bin richtig, richtig sauer auf Sie", meint er zur Betreuerin. "Sie verheimlichen dem Gericht über Monate, dass die Mutter Druck ausübt. Ich will solche Dinge wissen, ich hätte die Angeklagte in U-Haft nehmen können. Ist es nicht wichtig für Sie als Jugendamt, wenn ein Zeuge beeinflusst wird? Ich verstehe Sie nicht", so der Richter. Er und die Staatsanwaltschaft sind nun in der Bredouille: Sagt die Stieftochter, die inzwischen strafmündig ist, falsch aus, droht ihr ein Strafverfahren und die Mutter wird freigesprochen.

Daher kommt der Vorschlag einer Diversion, so die Rumänin die Verantwortung im Sinne des Strafantrages annimmt, einen Kurs zur gewaltfreien Erziehung absolviert und die Gerichtskosten übernimmt. Die Angeklagte lenkt ein, das Verfahren wird daher eingestellt.