Allen Klimamaßnahmen und Ausbaurekorden bei der erneuerbaren Energie zum Trotz: Der weltweite CO₂-Ausstoß kennt vorerst weiter nur eine Richtung – die nach oben. Auch heuer dürften die Emissionen aus dem Verbrennen fossiler Rohstoffe nach den neuesten Berechnungen um rund 1,1 Prozent angestiegen sein. Das ist derselbe Anstieg wie im Vorjahr, allerdings weniger Zuwachs als noch in den frühen 2000er-Jahren. In Summe 38,1 Milliarden Tonnen CO₂ (Methan und andere Treibhausgase nicht eingerechnet) sind es nach den Daten des „Global Carbon Budget“, die die Staaten der Welt 2025 derart in die Luft blasen – ein nie dagewesener Höchstwert.
133 Forscherinnen und Forscher aus 21 Ländern haben für die Studie die aktuellen Emissionstrends und den Zustand der Wälder und Ozeane in den Blick genommen. „Wir sehen eine Zunahme bei der Nutzung aller fossilen Energieträger“, sagt Studienautorin Judith Hauck vom Alfred Wegener Institut in Bremerhaven. Die Kohlenutzung stieg demnach um 0,8 Prozent, jene von Erdöl um 1 Prozent und jene von Gas um 1,3 Prozent. Ähnliche Zuwächse beim Erdgas gab es zuletzt vor Ausbruch der Ukrainekriegs 2022. „Auch der internationale Flugverkehr hat zugelegt und ist erstmals wieder auf dem Niveau vor der Pandemie angelangt“, sagt Hauck.
Sinkende Emissionen und Wachstum in 35 Staaten
Dabei fördert der Bericht auch hoffnungsvolle Trends zutage. So können 35 Staaten für die abgelaufene Dekade auf sinkende CO₂-Emissionen bei gleichzeitig deutlichem Wirtschaftswachstum verweisen. „Diese Staaten stehen insgesamt für mehr als ein Viertel des weltweiten Treibhausgasausstoßes, in der Dekade davor gab es eine solche Entwicklung erst in halb so vielen Staaten“, sagt Hauck.
Allerdings wird dieser Trend von den Geschehnissen in vielen Entwicklungsländern aufgefressen. Während die Emissionen heuer in Europa, aber auch in China, weitgehend stagnieren, geht es in anderen Teilen der Welt damit aufwärts. „Das ist sehr beunruhigend“, sagt Jan Christoph Minx vom Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung. „Das Wirtschaftswachstum in vielen Entwicklungsländern basiert hauptsächlich auf fossilen Energieträgern. Wir schaffen es einfach nicht, diese Abhängigkeit zu durchbrechen.“
Einen neuerlichen Versuch dazu wollen die Delegierten bei der laufenden Klimakonferenz unternehmen, indem die Mittel der internationalen Klimafinanzierung, die Entwicklungsländer beim Verzicht auf fossile Rohstoffe unterstützen sollen, aufgestockt werden. Die Zusagen aus den Industriestaaten, entsprechend mehr Geld in die dafür aufgelegten Fonds einzuzahlen, halten sich allerdings in Grenzen. So drohen viele Entwicklungsländer ihren Aufschwung ähnlich CO₂-intensiv zu vollziehen, wie die heutigen Industriestaaten vor ihnen – mit fatalen Folgen fürs Klima.
Entwaldung steigert den CO₂-Ausstoß
Etwas zurückgegangen, nämlich auf rund 3,9 Milliarden Tonnen, dürften heuer die CO₂-Emissionen aus der Entwaldung sein. „Einer der Gründe ist, dass die Verluste am brasilianischen Amazonasregenwald seit dem Amtsantritt von Präsident Lula da Silva geringer geworden sind“, erläutert Berichtsautorin Julia Pongratz von der Ludwig-Maximilians-Universität München. Aufforstungen können bis dato aber nur rund die Hälfte der Verluste wettmachen.
In Summe bliebe der Welt noch ein rechnerisches CO₂-Budget von 170 Milliarden Tonnen, um die Erwärmungsschwelle von 1,5 Grad nicht zu überschreiten. „Das ist aber nicht mehr plausibel einhaltbar. Bei heutigen Emissionstrends wäre diese Menge binnen vier Jahren aufgebraucht“, sagt Pongratz. Um zumindest unter 1,7 Grad zu bleiben, wären laut den Berechnungen noch 525 Milliarden Tonnen CO₂-Ausstoß möglich. Derzeit allerdings stehen die Zeichen auf eine globale Erwärmung von 2,8 Grad bis Ende des Jahrhunderts. Die Konsequenzen dieser Klima-Entwicklung wären in allen Teilen der Welt dramatisch spürbar.