Sandra Gallina bringt Italienisch und Spanisch als Muttersprachen mit, Deutsch, Französisch, Englisch und Portugiesisch beherrscht sie fließend. Mit ihrem Sprachentalent absolvierte die aus dem Ort Buja bei Udine stammende Friulanerin 1987 ihr Studium als Übersetzerin an der Scoula Superiore di Lingue Moderne per Interpriti e Traduttori an der Universität Triest Summa cum laude. Mit dem wie für Europa geschaffenen Talent ging die Italienerin nach Brüssel zur EU-Kommission und arbeitete zunächst zehn Jahre lang als Dolmetscherin in der Generaldirektion (GD) Übersetzung.

Jetzt wird ihr die Sprachengabe in der Heimat zum Kritikpunkt, denn seit Sommer 2020 ist Gallina die EU-Chefverhandlerin für die Impfstoff-Beschaffung. Ausgerechnet Italiens prominentester Virologe und Impfbefürworter, der Mailänder Professor Roberto Burioni, zweifelte ihre Kompetenz an und postete auf Twitter den EU-offiziellen Lebenslauf Gallinas. Die Attacke löste Diskussionen in alle Richtungen aus.

Nun, Sandra Gallina wechselte 1999 kurz in die GD für Steuern und Zölle, zwei Jahre später in die wichtige GD Handel und arbeitete sich in einer steten Karriere hinauf. 2010 leitete sie schon eine Abteilung für Handelsverträge, ab 2012 für Handelsverträge mit Afrika, Karibik und Pazifik-Staaten. Die erste Direktorstelle erfüllte sie ab 2015 für Agrar- und Fischerei-Abkommen für nachhaltige Entwicklung mit ebendiesen Weltregionen.

Als sie 2018 stellvertretende Generaldirektorin der GD Handel wurde, war Ceta, der Freihandelsvertrag der EU mit Kanada, schon fixiert, aber noch mit Leben zu erfüllen. Im Juni 2020, mitten in der Corona-Krise wurde Gallina von Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen von Ceta zu Covid berufen: zur Leiterin des Steering Board zur Impfstoffbeschaffung, mit Clemens Martin Auer als Co-Vorsitzenden, und zur Vize-Chefin der GD Gesundheit und Lebensmittelsicherheit. Seit Oktober ist Gallina Generaldirektorin und oberste EU-Gesundheitsbeamtin.