Weltweit wurden am Freitag mehr als 5.800 neue Corona-Tote registriert. Damit starben inzwischen schon mehr als 590.000 Menschen an oder mit der Virusinfektion. Für Beunruhigung sorgen die explodierenden Infektionszahlen in bevölkerungsreichen Ländern. Angesichts wieder steigender Ansteckungszahlen und neuer Hotspots kehren zudem immer mehr Länder zu strengeren Corona-Beschränkungen zurück.

In Ländern in Asien oder Israel, die im Frühjahr noch Vorbild für das Krisenmanagement waren, "genau da hat sich die Situation gedreht", stellte auch Gesundheitsminister Rudolf Anschober (Grüne) bei einem Medientermin am Freitag fest. Die Zahl der täglichen Neuinfektionen mit dem Coronavirus war in Israel auf ein Rekordhoch gestiegen. Nach aktualisierten Zahlen vom Freitag wurden für den Tag 1.862 Fälle gemeldet.

Indien: 35.000 Neuinfektionen binnen eines Tages

In Indien meldete die Regierung am Freitag weitere 35.000 Neuinfektionen binnen eines Tages. Die Zahl der Ansteckungsfälle überstieg damit die Marke von einer Million. Die Zahl der Covid-Toten stieg um knapp 700 auf mehr als 25.600. Indien mit seinen 1,3 Milliarden Einwohnern ist damit nach den USA und Brasilien das dritte Land, in dem die offizielle Zahl der Corona-Infektionen die Millionenmarke übersteigt. Da das Land nur über geringe Testkapazitäten verfügt, dürfte die tatsächliche Infektionszahl aber weitaus höher liegen.

Die Internationale Föderation der Rotkreuz- und Rothalbmond-Gesellschaften warnte, dass sich Indien und seine Nachbarländer Pakistan und Bangladesch derzeit rasch zu einem neuen Epizentrum der Corona-Pandemie entwickelten, zumal sich der Erreger inzwischen auch verstärkt in kleineren Städten und ländlichen Gegenden ausbreite.

Brasilien überschritt inzwischen die Schwelle von zwei Millionen Infektionen. Nach Angaben des Gesundheitsministeriums in Brasilia wurden am Donnerstag 45.400 Neuinfektionen gemeldet, die Zahl der Toten stieg um 1.322 auf knapp 76.700. Brasilien ist nach den USA das am härtesten von der Pandemie betroffene Land der Welt.

In den USA erreichte die Zahl der Neuinfektionen einen neuen Höchststand. Binnen 24 Stunden wurden nach Angaben der Johns-Hopkins-Universität 68.428 neue Ansteckungsfälle registriert - damit haben sich inzwischen schon mehr als 3,57 Millionen Menschen in den USA infiziert, mehr als 138.000 starben.

Neue Maßnahmen in Israel

In Israel bleiben ab sofort jedes Wochenende von Freitagabend bis Sonntagfrüh Geschäfte, Einkaufszentren, Friseure und Schönheitssalons ebenso wie Schwimmbäder, Museen und andere Touristenattraktionen geschlossen, auch die Straßenbahnen fahren nicht mehr.

Sporteinrichtungen müssen ganz schließen, Restaurants dürfen nur noch Lieferservice oder Essen zum Mitnehmen anbieten. Auch die Zahl der Teilnehmer an Zusammenkünften wurde wieder deutlich eingeschränkt. Ab dem 24. Juli sollen an den Wochenenden zudem Israels Strände gesperrt werden.

Für Barcelona und mehrere Vororte führte unterdessen die katalanische Regionalregierung für zunächst zwei Wochen bereits strikte Ausgangsbeschränkungen ein. Deren Bewohner seien aufgerufen, ihr Heim nur in dringend erforderlichen Fällen zu verlassen, sagte Regierungssprecherin Meritxell Budo. Besuche in Pflegeheimen wurden ebenso wieder verboten wie Versammlungen mit mehr als zehn Teilnehmern. In der bei Touristen beliebten katalanischen Hauptstadt waren die Infektionsfälle zuvor wieder deutlich angestiegen.

Im Kampf gegen die Corona-Pandemie haben die Vereinten Nationen zusätzliche 3,6 Milliarden Dollar (rund 3,2 Milliarden Euro) an Hilfen gefordert. Es bestehe "die ernste Gefahr von Hungersnöten, wir müssen jetzt investieren, um das zu verhindern", sagte UN-Nothilfekoordinator Mark Lowcock am Donnerstag in New York. "Die bisherige Reaktion der wohlhabenden Nationen auf die Lage in anderen Ländern war völlig unzureichend", sagte er. Insgesamt fordern die Vereinten Nationen nun 10,3 Milliarden Dollar an Corona-Hilfen. Seit der Vorstellung des Krisenplans im März sind nach ihren Angaben bisher aber nur 1,7 Milliarden Dollar bereitgestellt worden.