In Großbritannien sehen sich zwei führende Ballettschulen mit dem Vorwurf konfrontiert, ein toxisches Arbeitsklima geschaffen zu haben. Ehemalige Schülerinnen und Schüler erhoben in einem Bericht der BBC vom Montag den Vorwurf, für ihr Gewicht kritisiert und gemobbt worden zu sein.
Der Sender sprach demnach mit mehr als 50 ehemaligen Tänzerinnen und Tänzern der Royal Ballet School in London und der Elmhurst Ballet School in Birmingham; sie hatten die Einrichtungen zwischen 2004 und 2022 besucht. "Viele haben beschrieben, dass sie Essstörungen entwickelt haben", berichtete die Rundfunkanstalt. Einige hätten psychische Probleme bekommen. In der Reportage "The Dark side of Ballet Schools" erzählt eine junge Frau etwa, nach dem Training habe es Donuts als Belohnung geben sollen – aber nur für eine Tänzerin, die besonders dünn gewesen sei. "Das führt dazu, dass man sich wertlos fühlt."
Über die perfiden Methoden der Verantwortlichen berichtete unter anderem Ellen Elphick (30). Nachdem sie 2009 an der Royal Ballet School in London genommen aufgenommen wurde, lernte die damals 16-Jährige gleich in den ersten beiden Wochen die grenzüberschreitenden Sitten kennen.
Ihre Trainerin habe sie vor den Spiegel gestellt und dann gesagt: "Wenn ich ein Messer hätte, würde ich dir diese Dinge wegschneiden." Dabei habe sie Elphick "im wahrsten Sinne des Wortes meinen ganzen Hintern, meinen halben Oberschenkel und dann noch ein Drittel meiner Wade abgeschnitten".
Danach habe sich Elphick geschämt und ihren Körper gehasst; das sei der Anfang ihrer Essstörung gewesen.
Einzelheiten wurden nicht kommentiert
Die beiden Ballettschulen äußerten sich in Stellungnahmen. Sie lege großen Wert auf psychische und mentale Gesundheit, teilte die Elmhurst Ballet School mit. In der gesamten Branche habe es in den vergangenen 15 Jahren große und positive Veränderungen gegeben.
Die Schule wollte Einzelheiten mit Verweis auf die Verschwiegenheitspflicht nicht kommentieren. "Wir können jedoch sagen, dass die Aufzeichnungen der Schule sich in manchen Punkten unterscheiden von den Berichten, die dem Programm gegeben wurden."

Die Royal Ballet School betonte, ihr sei nichts wichtiger als das Glück ihrer jungen Schüler. Sie arbeite ständig an Verbesserungen und Innovationen, um deren Gesundheit und Wohlergehen zu schützen. Die Berichte würden Fälle hervorheben, die sich über mehrere Jahre erstreckten. Diese seien entweder damals untersucht – und gegebenenfalls an externe Behörden weitergeleitet worden – oder stimmten nicht mit ihren Unterlagen überein. Sollte nun eine neue Version aufkommen, sei die Schule bereit, weiter zu ermitteln.
Talk über Essstörungen mit Dr. Theresa Lahousen-Luxenberger, Fachärztin für Psychiatrie an der Uniklinik Graz: