Angesichts von vier Frauen, die binnen 24 Stunden in Spanien Opfer partnerschaftlicher Tötungsdelikte wurden, hat Innenminister Fernando Grande-Marlaska männliche Gewalt gegen Frauen am Donnerstag als "Macho-Terrorismus" verurteilt. Der Staat werde alles unternehmen, diese Verbrechen zu beenden, sagte Grande-Marlaska nach einer Krisensitzung in Madrid. Alle Polizeidienststellen des Landes seien aufgerufen worden, den Schutz von Frauen und Kindern zu verstärken.

In Spanien wird der Kampf gegen häusliche Gewalt sehr ernst genommen. Die Gerichte urteilen streng und die Medien berichten ausführlich. In Spanien gibt es auch Sonderstaatsanwaltschaften und spezielle Gerichte für diese Kriminalität.

Am Mittwoch hatte ein 52-Jähriger bei Toledo seine 32-jährige Frau umgebracht, die im neunten Monat von einem anderen Mann schwanger war, wie der staatliche TV-Sender RTVE unter Berufung auf die Polizei berichtete. Ebenfalls am Mittwoch erstach nach Polizeiangaben in Madrid ein Mann die 20-jährige Tochter seiner früheren Partnerin. In Bilbao wurde eine weitere Frau von ihrem Ex-Freund erstochen. Und in Benidorm stürzte am Donnerstag eine 22-Jährige aus dem sechsten Stock in den Tod – ihr gleichaltriger Freund wurde festgenommen.

Damit sei die Zahl dieser Verbrechen im Dezember auf insgesamt zehn gestiegen, berichtete die Zeitung "La Vanguardia". In drei weiteren Fällen bestehe ein entsprechender Verdacht.

44 Tötungsdelikte durch Partner 2022

Im vergangenen Jahr starben nach offiziellen Angaben in dem Land mit 47 Millionen Einwohnern 44 Frauen durch gewalttätige Angriffe ihrer männlichen Partner oder Ex-Partner. Im Dezember waren es neun Frauen, die gewaltsam zu Tode kamen. In der entsprechenden Statistik, die in Spanien seit 2003 geführt wird, wurden insgesamt schon 1180 Fälle erfasst.

"Weckruf"

Grande-Marlaska sagte, die Zunahme der "schrecklichen" Verbrechen im Dezember müsse ein "Weckruf" sein. Er forderte die Menschen auf, jeden Verdacht auf geschlechtsspezifische Gewalt zu melden. Polizisten im ganzen Land seien angewiesen worden, ihre Wachsamkeit zu "verstärken". Partnerschaftsgewalt sei "kein privates Problem", sondern eine "soziale Tragödie, der wir uns als Gesellschaft stellen müssen", sagte er vor Journalisten. Regierungschef Pedro Sánchez schrieb auf Twitter, Spanien habe im Kampf gegen geschlechtsspezifische Gewalt in diesem Monat einen "schrecklichen" Rückschlag erlitten.