Die Bilder gingen um die Welt: Boote, liegend am Grund vertrockneter Seen, Flüsse ohne Wasser und ausgetrocknete Landstriche auf der einen Seite und katastrophale Waldbrände samt selbst vom All aus sichtbarer Rauchsäulen auf der anderen. Trockenheit und Hitze haben große Teile Europas fest im Griff. Ökosysteme, Landwirtschaft, Wirtschaft und auch die Gesundheit der Menschen leiden unter den in den letzten Jahren immer häufiger und länger auftretenden Trocken- und Hitzeperioden.

Schlimmste Dürre seit 500 Jahren

Doch dieses Jahr sticht besonders hervor. Andrea Toreti, Klimatologe des wissenschaftlichen Dienstes der EU-Kommission (JRC) warnt sogar vor der schlimmsten Dürre seit 500 Jahren, fast die Hälfte des Kontinents sei betroffen. In den nächsten drei Monaten bleibe das Risiko in West- und Zentraleuropa sowie im Vereinigten Königreich für länger anhaltende Trockenperioden groß.

Westeuropa von Bränden geplagt

Nach wie vor toben heftige Brände in vielen Teilen Europas, der Westen ist besonders betroffen. In Portugal gingen seit Jahresbeginn etwa 70.000 Hektar Vegetation in Flammen auf. Am Dienstag flammte ein bereits unter Kontrolle geglaubter Brand erneut auf. 3000 Hektar Vegetation in einem Naturpark verbrannten, 1000 Feuerwehrleute sind im Einsatz. Das nationale meteorologische Institut registrierte den heißesten Juli seit über 100 Jahren.

Noch dramatischer ist die Situation in Frankreich, in mehreren Regionen wüten Brände. Am schlimmsten ist die Lage in dem Département Gironde im Südwesten des Landes. Südlich von Bordeaux brennen etwa 6.000 Hektar Wald.

Gregory Allione vom französischen Feuerwehrverband FNSPF nannte den Brand "ein Ungeheuer, ein Monster". Landesweit sind 10.000 Feuerwehrleute im Einsatz, 76 Spezialisten aus Österreich unterstützen den Kampf gegen die Flammen, auch Deutschland, Griechenland, Polen, Rumänien und Schweden haben Einsatzkräfte geschickt.

Regen bringt ein wenig Entspannung, doch "extreme Folgen möglich"

Auf etwas Entspannung hoffen kann man aber nun zumindest kurzfristig. Ein Tief über Westeuropa soll Regen und kühlere Temperaturen bringen. "Die Trockenheit sollte sich mit dem Tiefdruckeinfluss tendenziell entspannen", sagt Zamg-Meteorologe Thomas Krennert zur Kleinen Zeitung, die ersten signifikanten Niederschläge sind Anfang der Woche zu erwarten.

Doch die Auswirkungen könnten nicht nur positiv sein: "Das könnte lokal sicher extreme Folgen haben. Nur weil es dort regnet, bedeutet das lange nicht, dass sich die Situation normalisiert. Ganz im Gegenteil: Der knochenharte, trockene Boden kann nicht genug Wasser aufnehmen, wenn es zu lokalen Starkniederschlägen kommt. Es besteht die Gefahr von lokalen Überschwemmungen." Die noch immer unsicheren Modelldarstellungen deuten auf vermehrte Niederschläge in der zweiten Wochenhälfte im Bereich der Westalpen.

Vor allem im Rhonetal in Frankreich und westlich davon könnte es in kürzerer Zeit größere Regenmengen geben, die angesichts der Trockenheit und der zerstörten Böden Überflutungen verursachen könnten. Zu hoffen bleibt, dass sich der Boden da schon erholt hat. Krennert: "Dann wären die Auswirkungen doch nicht so stark." In Österreich bleibt es unterdessen, bis auf lokale Niederschläge, trocken. Und die nächste Hitzewelle rollt an.