
Nach den Tumulten rund um die Bestätigung Joe Bidens zum Wahlsieger durch den Kongress – eigentlich eine Formalität – bleiben viele Fragen offen. Auf Twitter, dem Lieblingsmedium des noch-Präsidenten Donald Trump (auf dem er zuvor, wie auch auf Facebook gesperrt worden war) wird nun heftig über die Ereignisse diskutiert, nach Ursachen geforscht, Erklärungen gesucht und Konsequenzen gefordert.
Joe Biden, der in wenigen Wochen das Amt des US-Präsidenten Inne haben wird, nennt diesen Tag "eine schmerzhafte Erinnerung daran, wie zerbrechlich Demokratie ist". Um sie zu erhalten, brauche es eine Führung mit "guten Absichten, Mut aufzustehen, der Hingabe zum Allgemeinwohl und nicht zu persönlichen Interessen und dem Machterhalt.
Today is a reminder, a painful one, that democracy is fragile. To preserve it requires people of good will, leaders with the courage to stand up, who are devoted not to pursuit of power and personal interest at any cost, but to the common good.
— Joe Biden (@JoeBiden) January 7, 2021
Schärfere Töne kommen von anderen Demokraten. Chuck Schumer, Senator von New York und Fraktionsführer der Demokraten im US-Senat spricht von "Randalierern, Aufständischen, Verbrechern und inländische Terroristen". Man müsse diese "gewalttätigen Extremisten" strafrechtlich verfolgen.
Those who performed today's reprehensible acts were rioters, insurrectionists, thugs, domestic terrorists
— Chuck Schumer (@SenSchumer) January 7, 2021
They don't represent America
They were violent extremists who tried to take over the Capitol
They must be prosecuted to the full extent
But tonight Democracy will triumph
Die Kongressabgeordnete Cori Bush zu den Ereignissen: " Dieser Putschversuch ist weiße Vorherrschaft in Aktion." Weiters fordert sie den Ausschluss jener vom Kongress, die daran gearbeitet haben, die Ergebnisse der Wahl zu kippen.
This coup attempt is white supremacy in action.
— Congresswoman Cori Bush (@RepCori) January 7, 2021
The Republican members who incited the attack on our U.S. Capitol by working to overturn the results of this election must be expelled from Congress. pic.twitter.com/6j0XBGFZ64
Mike Pence, der republikanische Vizepräsident hebt in einem Tweet die Rolle der Behörden hervor: "Danke an die unglaublichen Polizeibeamte des Kapitols und an alle Beamte, die heute für Sicherheit gesorgt haben". In einem anderen Tweet richtet er sich an die Randalierer: "An die die Chaos anrichten: ihr habt nicht gewonnen. Gewalt gewinnt nie. Freiheit siegt. Und das bleibt ein Haus des Volkes."
And we will always be grateful for the men and women who stayed at their post to defend this historic place. To those who wreaked havoc in our Capitol today, you did not win. Violence never wins. Freedom wins. And this is still the People's House. pic.twitter.com/ytErRKnk4O
— Mike Pence (@Mike_Pence) January 7, 2021
Auch auf internationaler Ebene haben sich zahlreiche hochrangige Politikerinnen und Politiker via Twitter zu Wort gemeldet. Boris Johnson, britischer Premier, spricht von "schändlichen Szenen". Die USA stünden weltweit für Demokratie, nun sei ein friedlicher und geordneter Machtwechsel von größter Wichtigkeit.
EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen in einem Tweet: "Ich glaube an die Stärke der US-Institutionen und Demokratie. Der friedliche Machtwechsel steht im Mittelpunkt. Joe Biden hat die Wahl gewonnen."
"Uns haben sie für weniger getötet"
Zahlreiche User, sowie Bürgerrechtsorganisationen – viele aus dem "Black Lives Matter"-Umfeld (vor einigen Monaten gab es nach mehreren Vorfällen US-weite Proteste gegen Polizeigewalt mit rassistischem Hintergrund), kritisieren unterdessen Unterschiede in den Reaktionen der Behörden auf die Demonstranten. "Uns haben sie für weniger getötet", heißt es etwa in einem Tweet der Bürgerrechtsorganisation NAACP.
Für Aufregung sorgt ein Tweet, der offenbar einen Polizisten zeigt, der für ein Selfie mit einem der Demonstranten posiert:
It’s a dark day in America when a UNITED STATES Capitol police officer decides to take a selfie with a TERRORIST! And they wonder why WE don’t feel safe! pic.twitter.com/UZsLnS2s68
— NAACP (@NAACP) January 6, 2021