Bei der Geiselnahme in der westukrainischen Großstadt Luzk ist der schwer bewaffnete Täter nach stundenlangen Verhandlungen festgenommen worden. Alle Geiseln seien freigekommen, hieß es am Dienstagabend in Luzk. Zuvor stürmten die Polizisten den Bus. Es wurde eine Blendgranate gezündet. Präsident Wolodymyr Selenskyj soll zuvor persönlich mit dem Geiselnehmer gesprochen haben.

Der Mann war mit einem Sturmgewehr bewaffnet und zerschoss damit zwei Fenster des Busses. Er soll zudem Handgranaten oder selbst gebaute Sprengsätze bei sich gehabt haben. Der Mann ist 44 Jahre alt und vorbestraft.

Stundenlange Gefangenschaft

Nach stundenlanger Gefangenschaft sind drei Menschen freigekommen. Darunter seien ein Jugendlicher und zwei Frauen, wie auf einem von Innenminister Arsen Awakow veröffentlichten Video zu sehen war. Sie stiegen aus dem Bus und wurden dann von einem Polizisten weggeleitet.

Der Mann soll mit einem Sturmgewehr mehrere Scheiben des Kleinbusses zerschossen haben. Es gab auch unbestätigte Berichte über Explosionen und Schüsse an einer nahe gelegenen Polizeistation. Die Bewohner des Stadtbezirks wurden aufgerufen, in ihren Häusern zu bleiben und nicht auf die Straße zu gehen. Zudem soll der örtliche Busbahnhof wegen eines verdächtigen Gegenstandes geräumt worden sein. Der Geiselnehmer hatte gedroht, Sprengsätze an belebten Orten der Stadt aus der Ferne zünden zu wollen.

Der Mann nahm Dienstag früh die Passagiere des Überlandbusses in der Stadt mit rund 200.000 Einwohnern als Geiseln. Er soll dann selbst den Polizeinotruf verständigt und die Beamten über die Geiselnahme informiert haben. Berichten zufolge war der Geiselnehmer neben dem Sturmgewehr auch mit Handgranaten bewaffnet. Zunächst war offen, wie viele Menschen sich in der Gewalt des Geiselnehmers befinden. Die Polizei ging von rund 20 Geiseln aus, der Inlandsgeheimdienst SBU sprach hingegen von zehn Opfern. Der Geiselnehmer soll gefordert haben, dass unter anderem Vertreter von Kirche und Staat sich öffentlich als "Terroristen" bezeichnen.

Innenminister Awakow flog in die rund 350 Kilometer westlich von Kiew gelegene Großstadt, um die Lage am Tatort zu bewerten. Die Polizei sei bereit, einzugreifen, teilte Präsident Wolodymyr Selenskyj mit. Man wolle aber in jedem Fall Opfer vermeiden. Der Mann soll den Behörden bekannt sein. Während mehrjähriger Gefängnisstrafen soll der in Russland geborene 44-Jährige ein Buch mit dem Titel "Philosophie eines Verbrechers" geschrieben haben.

Er sei zudem in psychiatrischer Behandlung gewesen, hieß es. Awakow dementierte diese Information jedoch am Nachmittag.