Aus einer Kirche in der norditalienischen Stadt Bergamo, die wegen der Corona-Pandemie zwischenzeitlich als Leichenhalle gedient hatte, sind die letzten Särge abtransportiert worden. Das Gotteshaus sei "endlich leer", schrieb Bürgermeister Giorgio Gori am Samstag im Kurzbotschaftendienst Twitter. Im Kirchenschiff, wo zuvor dutzende Särge gelagert waren, standen nur noch einzelne Blumensträuße.

Bergamo ist die am schwersten von der Pandemie betroffene Stadt Italiens. Die örtlichen Leichenhallen waren wegen der rasant steigenden Zahl der Corona-Toten zwischenzeitlich überfüllt, so dass die Armee dutzende Särge in Kirchen lagern und dann in Krematorien in ganz Norditalien transportieren musste.

Nach Angaben von Bürgermeister Gori starben in Bergamo seit Anfang März fast 800 Menschen. Laut der offiziellen Statistik wurden allerdings lediglich 272 Corona-Tote verzeichnet. Doch diese Zahlen umfassen nur die Toten in Krankenhäusern, nicht die zu Hause oder in Einrichtungen für betreutes Wohnen gestorbenen Menschen.

Die Ausbreitung des neuartigen Coronavirus in Italien hatte sich zuletzt abgeschwächt. In der Lombardei fiel die Zahl der Corona-Patienten auf Intensivstationen am Freitag erstmals seit einem Monat unter die Marke von 1.000. Zudem verzeichnete Italien eine Rekordzahl von Menschen, die eine Infektion mit dem Virus überstanden haben. Die Zahl der Todesfälle seit Beginn der Pandemie liegt in Italien bei fast 23.000 - das ist die zweithöchste Zahl weltweit nach den USA.