In mehreren russischen Städten sind Umweltaktivisten gegen die Lagerung deutschen Atommülls im Uralgebirge auf die Straße gegangen. "Willkommen auf der Mülldeponie", stand auf einem Banner, das Greenpeace-Aktivisten am Donnerstag an einer Brücke in der Nähe des St. Petersburger Ust-Luga-Hafens befestigt hatten.

Zuvor war ein Frachtdampfer mit 600 Tonnen Uranabfall aus Deutschland in der Hafenstadt eingetroffen. Auch in Moskau, Jekaterinburg, Kasan und vier weiteren Städten gingen Demonstranten gegen die Lagerung des deutschen Atommülls in Russland auf die Straße.

Ein vom europäischen Unternehmen Urenco beauftragtes Schiff mit der radioaktiven Fracht an Bord war am Montag in St. Petersburg eingetroffen. Von dort aus soll der Uranabfall laut Greenpeace per Schiene in die Stadt Nowouralsk am Ural gebracht werden. Gegen den Transport der strahlenden Lieferung nach Russland hatten zuvor auch Umweltaktivisten in Deutschland protestiert.

Auf dem Rücken künftiger Generationen

"Diese Substanz ist gefährlich", sagte der Greenpeace-Vertreter Raschid Alimow. Es scheine, dass es für Urenco praktikabler sei, den Atommüll nach Russland zu transportieren als ihn selbst aufzubewahren. "Künftige russische Generationen werden für diesen Fehler bezahlen müssen", kritisierte der Umweltaktivist.

Lange Zeit war Russland eines der wichtigsten Empfängerländer für europäischen Uranabfall. Umweltaktivisten zufolge wurden über die Jahre Millionen Tonnen der hochgiftigen Substanzen in die Endlager am Ural gebracht.

Rosatom bestätigt nichts

Der russische Atomenergiekonzern Rosatom bestätigte die Uranabfall-Lieferung an Bord des Urenco-Frachters nicht. Gegenüber einem russischen Abgeordneten räumte das Staatsunternehmen jedoch ein, dass eine Uranabfall-Lieferung über den Ust-Luga-Hafen nach Russland gebracht werden sollte.

In einem Brief an die Umweltorganisation Bellona bestritt Rosatom, dass es sich bei abgereichertem Uran um Atommüll handle. Das Material werde nach dem Import "eher zur Anreicherung denn zur Lagerung" genutzt - und anschließend weiter exportiert. Greenpeace widerspricht dieser Darstellung: Die Anreicherung des Uranabfalls sei unrealistisch und nicht lukrativ, argumentieren die Umweltaktivisten. Sie warnen zudem vor möglichen Reaktorunfällen.