Papst Franziskus weilt im Rahmen seiner vierten Asienreise in Thailand – 35 Jahre nach Johannes Paul II, der das südostasiatische Königreich als erster Papst besuchte. Der Pontifex wird sich im buddhistischen Land mit der kleinen, doch ergebenen katholischen Minderheit in einem Land treffen, wo Missionare von Franziskus' eigenem Jesuitenorden vor 350 Jahren eine erste Mission gegründet hatten.

Glaubensübergreifende Faszination

Franziskus dürfte in Thailand glaubensübergreifend auch zahllose weitere Christen, Buddhisten sowie Muslime anziehen, wenn er in Bangkok zwei Messen gibt. Und die Thais empfangen ihn begeistert. An vielen Orten im Land wurden lebensgroße Pappfiguren des Papstes aufgestellt, mit denen Jung und Alt Selfies von sich und Franziskus nehmen und sich so "segnen" lassen.

Der Papst mit seiner Cousine Ana Rosa Sivori
Der Papst mit seiner Cousine Ana Rosa Sivori © (c) APA/AFP/VINCENZO PINTO


Während seines dreitägigen Besuchs, nach dem er nach Japan weiterfliegt, wird der Papst eine besondere Dolmetscherin an seiner Seite haben. Seit seiner Ankunft am Militärterminal des Don-Muang-Flughafens wird der Papst von seiner Cousine ersten Grades begleitet: Ana Rosa Sivori, mit der er die Kindheit in Buenos Aires in einer Großfamilie verbrachte.



Missionarin Sivori steht seit Mitte der 1960er-Jahre, als ihr Cousin noch Theologie studierte, im Dienst des katholischen Don Bosco Ordens in Thailand, wo sie derzeit an einer Mädchenschule im hohen Nordosten des Landes unterrichtet und Vizeschulleiterin ist. Sivori und der Papst verstehen sich anscheinend wie Bruder und Schwester, wie die Nonne vor der Ankunft ihres Cousins Journalisten erzählte. Sie schaue regelmäßig im Vatikan vorbei, wenn sie nach Hause nach Argentinien fliege, und den Papst nenne sie schlicht "Jorge". "Papst Franziskus", sagte sie, "kam später".

Franziskus will Gläubige in Thailand nicht mit Doktrin, sondern Themen von aktuellem Belang erreichen, wie Menschenhandel, Friedensstiftung und interreligiöser Annäherung. Strahlende Menschen, die ihn begeistert empfangen, bedeuten eine willkommene Pause für den Papst nach unruhigen vergangenen Wochen. Franziskus stellt sich nach seinem soeben beschlossenen Treffen im Amazonas harte Opposition von katholischen Konservativen in den USA entgegen, und im Vatikan geht ein Finanzskandal um.

Auch heikle Themen vorgesehen

Es wird erwartet, dass der Papst neben Menschenhandel mit Thailand auch die leidigen Themen Zwangsarbeit und Sexhandel zur Sprache bringt. Die kleine katholische Gemeinschaft des Königreichs, die nur rund 0,6 Prozent der 69-Millionen-Bevölkerung ausmacht, wird er zur Vorbildrolle auffordern, sich tolerant gegenüber Migranten und Menschen anderer Glaubensrichtungen zu zeigen. Mit dieser Botschaft will er den muslimischen Süden Thailands erreichen, wo seit bald zwei Jahrzehnten bewaffneter Widerstand gegen die Zentralregierung und Banditenkämpfe wüten.

Franziskus wird auch sieben Märtyrern gedenken, die 1940 gelyncht wurden, als eine nationalistische Regierung versuchte, alle Thais zu Buddhisten zu machen. Auf seiner Weiterreise in Japan wird der Papst Hiroshima besuchen, wo er an einer interkonfessionellen Friedenskonferenz teilnimmt, und dann Nagasaki, wo er den Gebrauch von Atomwaffen als "unmoralisch" verurteilen wird.