An Australiens bekanntestem Berg, dem Uluru, ist der Klettersteig ein letztes Mal geöffnet worden. Hunderte Touristen versammelten sich am Freitag am Fuß des 348 Meter hohen roten Felsens in der australischen Wüste, um den Aufstieg in Angriff zu nehmen.

Allerdings mussten sie sich gedulden, weil die Parkverwaltung den Weg nach oben wegen starken Windes nicht freigab. Erst nach drei Stunden Wartezeit wurde die Sperrung aufgehoben.

Von diesem Nachmittag (Ortszeit) an ist das Klettern auf dem Uluru - früher auch Ayers Rock genannt - dann endgültig verboten. Die Parkverwaltung kommt damit Bitten der Ureinwohner nach, der Aborigines, für die der Uluru eine große spirituelle und kulturelle Bedeutung hat. Wer gegen das Verbot verstößt, muss mindestens 630 australische Dollar (knapp 390 Euro) zahlen. Die Kette, an der man sich im Moment noch nach oben hangeln kann, soll bereits nächste Woche abmontiert werden.

Wahrzeichen und Touristenziel

Der Uluru, auch bekannt als Ayers Rock, ist ohne Frage eines der Wahrzeichen Australiens und ein äußerst beliebtes Touristenziel. Weil den australischen Ureinwohnern der 348 Meter hohe Monolith inmitten der Wüste im Landesinneren heilig ist, darf er ab Samstag allerdings nicht mehr bestiegen werden. Diese Aussicht sorgte vorab für einen enormen Andrang von Kletterern.

Letzteres rief bei den Aborigines wiederum Verständnislosigkeit und Verärgerung hervor. Der Uluru befindet sich auf Land, das dem Aborigine-Stamm der Anangu gehört. Für die Ureinwohner hat der Felsen eine große spirituelle und kulturelle Bedeutung. Bereits im November 2017 kündigte der Uluru-Kata-Tjuta-Nationalpark daher an, dass Touristen den roten Felsen ab Oktober 2019 nicht mehr besteigen dürfen. "Das ist ein sehr wichtiger Ort, kein Spielplatz oder Freizeitpark wie Disneyland", sagte Sammy Wilson von der Nationalparkleitung damals.

Großer Andrang

Umso größer war der Andrang der Kletterer seitdem - und auch in der letzten Woche vor dem Verbot. "Eine Masse von moralisch und ethisch korrupten Menschen", schrieb die Aborigine Laura McBride im Onlinedienst Twitter zu einem Foto von einer Schlange von Menschen, die den Uluru hinaufklettern. "Einer kletterte sogar mit einem Kleinkind hoch, um der nächsten Generation beizubringen, wie man ignorant ist."

Auch Madeline Hayman-Reber vom Aborigine-Sender National Indigenous Television reagierte erbost und nannte den Touristenansturm auf den Uluru "beschämend". "Stellt Euch vor, dass jemand auf den Uluru klettert, bevor er schließt, nur damit er damit angeben kann, dass er die älteste noch lebendige Kultur der Welt geringschätzig behandelt", echauffierte sie sich auf Twitter.

Respekt vor Kultur der Ureinwohner

Die australischen Behörden heben hervor, das Kletter-Verbot sei aus Respekt für die Kultur der australischen Ureinwohner verhängt worden, aber auch zum Schutz der Umwelt und zur Sicherheit der Besucher. Schließlich kamen bei dem Aufstieg auf den steilen Felsen bei zumeist sengender Hitze wiederholt Menschen ums Leben.

Nach Angaben der Verwaltung der australischen Nationalparks haben in den zwölf Monaten bis Juni 2019 mehr als 395.000 Menschen den Uluru besucht und damit rund 20 Prozent mehr als im Vorjahr. 13 Prozent der Besucher absolvierten die Klettertour auf den Felsen.

Der Chef der australischen Tourismuszentrale, Stephen Schwer, sagte, in den vergangen Wochen sei die Zahl der Uluru-Besucher noch einmal stark angestiegen - auch weil die letzten Tage der Uluru-Besteigung mit australischen Schulferien zusammenfallen. Es habe sogar Probleme gegeben, die Besucher alle in der Umgebung unterzubringen. Angesichts der bevorstehenden Schließung hätten besonders viele Menschen auf den Uluru klettern wollen. "Es war mehr los als in einer normalen Urlaubssaison", schilderte Schwer.

Die australische Touristin Belinda Moore ist aus dem Bundesstaat Queensland zum Uluru gefahren, um den Felsen zu besteigen. "Das stand immer auf meiner Liste von Dingen, die ich noch tun wollte, und als ich hörte, dass er geschlossen wird, wussten wir: jetzt oder nie", sagte die 33-Jährige. Tatsächlich sei der Aufstieg ein wunderbares Erlebnis gewesen.

Respektlos gegenüber den Aborigines findet die Touristin ihre Klettertour nicht. "Es mag bei ihrem eigenen Volk so sein, weil es ihre heilige Stätte ist", sagte Moore. Sie selbst glaube aber ja nicht daran.

Bald wird es ruhig

Nun wird es am Uluru bald ruhiger. Trotz des zu erwartenden Besucherrückgangs ab Samstag seien die örtlichen Tourismusanbieter "nicht besonders besorgt", sagt Tourismuszentralen-Chef Schwer. Abgesehen davon diene das Kletterverbot am Uluru dem sozialen Frieden.

"Die Menschen müssen sich daran erinnern, dass wir in Zentralaustralien eine sehr stark miteinander verbundene Gemeinschaft sind", betonte Schwer und fügte mit Blick auf die Gefühle der Aborigines hinzu: "Die Menschen, die das Kletterverbot fordern, sind unsere Freunde und Kollegen."