Der Planpincieux-Gletscher auf Europas höchstem Berg-Massiv, dem Mont Blanc, wird zum Problem. Er ist so weit abgeschmolzen, dass er einsturzgefährdet ist. Zwei Straßen wurden auf italienischer Seite gesperrt, Premier Giuseppe Conte zeigte sich besorgt. „Die Gefahr, dass ein Gletscher kollabieren könnte, darf uns nicht gleichgültig sein. Dieses Ereignis muss uns wachrütteln!“

Mit dieser Meinung steht Conte nicht alleine da. Heute sind weltweit wieder Hunderttausende auf die Straßen gegangen, um nachhaltige Klimapolitik und -gerechtigkeit einzufordern. Unter dem Namen „Earth Strike“ setzte die mittlerweile global agierende „Fridays for Future“-Bewegung ihre Streiks am Freitag fort. Dem Aufruf folgten heute mehr Menschen denn je – der Höhepunkt der ausklingenden „Week for Future“, an der sich offiziell mehr als 100 Nationen beteiligen. Mit der emissionsarmen Bootsreise Greta Thunbergs – Ausgangspunkt und Ikone der Bewegung – nach New York zur UN-Vollversammlung und ihrer sehr emotionalen Rede ist das Anliegen auch in den USA deutlich populärer geworden. Am vergangenen Freitag versammelten sich Menschen in Tausenden Städten rund um die Welt, in mehr als 160 Ländern wurde gestreikt.

Klima-Aktivisten brechen Rekorde

Das sollte heute noch einmal übertroffen werden. Greta Thunberg, die sie wieder auf dem Rückweg über den großen Teich befindet, sprach auf Twitter von 6383 angekündigten Protestaktionen. Der Bewegung zufolge waren vor einer Woche sogar vier Millionen Menschen involviert. Schulen, Wissenschaftler, NGO’s und Religionsgemeinschaften unterstützen die Anliegen.

Auch in Österreich stiegen die Teilnehmerzahlen. Johannes Stangl, der die Bewegung in Österreich mitaufgebaut hat, erwartete Zehntausende Teilnehmer alleine in Wien. Mit Ausnahme von St. Pölten wurde in allen Landeshauptstädten demonstriert. „Die Niederösterreicher kommen geschlossen nach Wien“, erklärt Stangl. Der Zeitpunkt sei auch im Hinblick auf die bevorstehende Wahl am Sonntag ideal, um sich bei Wählern wie Politikern Gehör zu verschaffen.

Und danach? Ans Anführen denken die Klima-Aktivisten nicht. „Wenn wir es geschafft haben, uns während des Wahlkampfs Gehör zu verschaffen, dann wird uns das bei der Regierungsbildung erst recht gelingen“, gibt sich Stangl optimistisch. Man höre die Klimaschutz-Versprechen der Parteien und wolle dann darauf achten, dass diese auch umgesetzt werden. Eine nachhaltigere Klimapolitik wird letztlich auch mit Verzicht aller einhergehen, daher würden Politiker das Thema häufig scheuen. „Aber wir verzichten jetzt auch schon“, sagt Stangl. „Auf eine lebenswerte Zukunft zum Beispiel.“