Europa leidet unter der brütenden Hitze und deren Folgen. Die Infrastruktur ist überfordert, Atomkraftwerke wurden heruntergefahren, Zugverbindungen waren beeinträchtigt. Ein Höchstwert jagte den anderen. Erst am Wochenende soll es Abkühlung geben.

Frankreich

In mehreren französischen Städten wurden neue Hitzerekorde registriert. In Paris maß der Wetterdienst am Donnerstag ein Allzeithoch von 42,6 Grad Celsius, im Pariser Großraum wurden sogar 43,6 Grad erreicht. Der landesweite Temperaturrekord von 46 Grad von Ende Juni wurde aber nicht geknackt. Dürre und Hitze verursachten in der Normandie und anderen Regionen Brände in Wäldern und auf Feldern.

Die Notdienste der Krankenhäuser wurden in Frankreich aber bisher weniger beansprucht als im Hitzejahr 2003, in dem die Behörden rund 15.000 Todesfälle auf die hohen Temperaturen zurückführten. Zwei Atomreaktoren des staatlichen Betreibers EDF in Golfech im Südwesten des Landes wurden wegen der Hitze heruntergefahren.

Belgien

In Belgien wurde am Donnerstag mit - jüngsten Angaben zufolge - 41,8 Grad Celsius der erst am Vortag aufgestellte nationale Rekord erneut gebrochen. Am Mittwoch war an einer Messstation erstmals seit Beginn der Wetteraufzeichnungen 1833 die 40-Grad-Marke überschritten worden. Vorsorglich zogen mehrere Behörden der Stadt Brüssel den Dienstschluss für ihre Mitarbeiter im Außendienst bis Freitag auf 13.00 Uhr vor.

Wegen der brütenden Hitze kam es zu Störungen auf den Thalys-Strecken. Der Ticketverkauf für die Hochgeschwindigkeitszüge von Brüssel Richtung Paris, Amsterdam und Köln wurde in der belgischen Hauptstadt eingestellt. Später wurde der Verkauf auf allen Strecken vorübergehend eingestellt.

Niederlande

Auch in den Niederlanden wurde der erst am Mittwoch aufgestellte Hitzerekord tags darauf schon wieder gebrochen. Mit 40,4 Grad war es noch mal ein halbes Grad heißer als am Mittwoch, dem bis dato heißesten Tag seit 1944.

In Middelharnis verendeten mehrere hundert Schweine, als die Klimatisierung des Stalls ausfiel. In Amsterdam wurden zahlreiche Brücken von städtischen Bediensteten mit Wasser besprengt, um zu vermeiden, dass sich ihre Metallstrukturen durch die Hitze verformen. Eine Polizeistation im Zentrum des Landes forderte Kriminelle auf, von Missetaten abzusehen, weil die Arbeit unter den Hitzebedingungen "hart" sei.

Großbritannien

In Großbritannien wurde kein neuer Allzeit-Rekord bei den Temperaturen aufgestellt. Die 38,1 Grad, die am Donnerstag in Cambridge gemessen wurden, lagen aber nur knapp unter dem Höchstwert von 38,5 Grad. Die britische Eisenbahngesellschaft Network Rail ließ wegen der hohen Temperaturen die Geschwindigkeit ihrer Züge drosseln. In London wurden nach Polizeiangaben drei Menschen nach einem Bad in der Themse vermisst.

Portugal

In Portugal vernichteten Waldbrände von Samstag bis Dienstag 7.000 Hektar Wald. Es gab über 40 Verletzte. 1.100 Feuerwehrleute waren im Einsatz. Das Waldbrandrisiko ist in der betroffenen Bergregion Castelo Branco durch die einseitige Züchtung von Eukalyptus mitbedingt, der in der Papierproduktion verwendet wird. Die schnell wachsenden Bäume sind im Anbau lukrativ, aber sehr leicht entzündlich.