Der tragische Fall eines auf dem Weg in die USA ertrunkenen Flüchtlings und seiner ebenfalls ertrunkenen kleinen Tochter aus El Salvador haben ein Schlaglicht auf die dramatische Lage von Migranten an der US-Grenze geworfen. Schockierende Bilder der beiden im Fluss treibenden Opfer riefen insbesondere in El Salvador und in Mexiko, wo die Leichen gefunden wurden, Trauer und Wut hervor.

Der 25-jährige Óscar Martínez Ramírez war mit seiner 21-jährigen Ehefrau und der gemeinsamen knapp zweijährigen Tochter aus El Salvador geflohen. Wie aus mexikanischen Gerichtsunterlagen hervorgeht, entschied der Vater am Sonntag, auf dem Weg in die USA den Rio Grande von der mexikanischen Seite aus zu überqueren. Das Überqueren des Flusses gilt als äußerst gefährlich.

Vor Augen der Mutter ertrunken

Der Vater und sein Kind ertranken vor den Augen der Mutter des Kindes. Diese überlebte die Überquerung des Flusses. Die beiden Leichname wurden am Montag in Matamoros im mexikanischen Bundesstaat Tamaulipas gefunden. Die Fotos zeigen den Vater und sein Kind mit dem Gesicht nach unten leblos im Wasser des Rio Grande treibend:

An der US-mexikanischen Grenze spielen sich immer wieder Flüchtlingsdramen ab. Zuletzt waren zudem katastrophale Zustände in einem Auffanglager für minderjährige Einwanderer im US-Bundesstaat Texas bekannt geworden.

Menschenrechtsaktivisten, Ärzte und Anwälte beklagten unter anderem die mangelnde Hygiene in der überfüllten Einrichtung im Ort Clint. Fast 250 Kinder wurden nach den Enthüllungen verlegt, doch mussten rund hundert von ihnen nach Angaben der Grenzschutzbehörde (CBP) wieder dorthin zurückkehren.

Rücktritt angekündigt

Kommissarisch geleitet wurde die CBP seit April von John Sanders. Am Dienstag kündigte Sanders seinen Rücktritt an. Einen Grund nannte er nicht. Beamte sagten der "Washington Post" und der "New York Times", es sei unklar, ob der Rücktritt in direktem Zusammenhang mit dem Umgang mit minderjährigen Migranten an der Grenze stehe.

Unbegleitete minderjährige Einwanderer müssen laut US-Gesetz binnen 72 Stunden ihren Eltern oder den zuständigen Gesundheitsbehörden übergeben werden. Doch viele der in Clint untergebrachten Kinder mussten dort offenbar mehrere Wochen ausharren.

Nach Informationen der "Washington Post" will US-Präsident Donald Trump den amtierenden Chef der Einwanderungsbehörde ICE, Mark Morgan, zu Sanders Nachfolger ernennen. Morgan sagte am Dienstag dem Sender CBS News, er glaube nicht, dass es ein "systemisches Problem" in den Aufnahmeeinrichtungen gebe. Aber es gebe "definitiv Verbesserungsbedarf".

Der Jura-Professor Warren Binford, der die Einrichtung in Clint besuchte, sagte dem Sender MSNBC, es sei "nicht die Aufgabe des Grenzschutzes, auf Kinder aufzupassen". "Sie sind genauso unglücklich wie wir, dass diese Kinder in ihre Obhut gegeben werden, da sie nicht die Möglichkeiten haben, sich um sie zu kümmern."

Heftige Debatte über die Flüchtlingskrise

Im US-Kongress tobt eine heftige Debatte über die Flüchtlingskrise. Das von den Demokraten geführte Repräsentantenhaus stimmte am Dienstagabend für die Freigabe von 4,5 Milliarden Dollar (knapp vier Milliarden Euro) an Hilfsgeldern für die Migranten an der Grenze.

Die große Mehrheit der republikanischen Abgeordneten ist gegen diese Freigabe. Der von Trumps Republikanern kontrollierte Senat will diese Woche einen eigenen Text zu den Hilfsgeldern vorlegen.

Trump hatte im Wahlkampf 2016 erklärte, er werde die illegale Einwanderung in die USA stoppen. Die Zahl der Migranten stieg seit Beginn seiner Amtszeit jedoch stetig an. Allein im Mai wurden an der US-Südgrenze 144.000 Einwanderer aufgegriffen, darunter 57.000 Minderjährige.

Um die ungeregelte Einwanderung aus Zentralamerika in die USA zu bremsen, unterzeichnete die US-Regierung Anfang Juni ein Abkommen mit Mexiko. Es sieht unter anderem die Stationierung tausender mexikanischer Soldaten an der Grenze zu den USA vor.

Papst Franziskus reagiert bestürzt auf Foto

Das erschütternde Bild der Leichen hat in Papst Franziskus laut seinem Sprecher "ungeheure Traurigkeit" ausgelöst. "Der Papst ist zutiefst betrübt über ihren Tod, er betet für sie und alle Migranten, die ihr Leben verloren haben, während sie versucht haben, vor Krieg und Armut zu fliehen", so ein Vatikansprecher.