Im Zuge der weltweiten Diskussionen über die Bekämpfung der Erderwärmung haben Großbritannien und Japan schärfere Maßnahmen zur Einhaltung der Pariser Klimaziele angekündigt. Die britische Regierung stellte am Mittwoch Pläne vor, wie das Land bis zum Jahr 2050 CO2-neutral werden kann.

Eine Billion Pfund teuer?

Mit ihren neuen Plänen verschärft die britische Regierung ihre Klimapolitik. Bisher strebte sie eine Reduktion der Emissionen im selben Zeitraum um lediglich 80 Prozent an. Finanzminister Philip Hammond warnte Medienberichten zufolge, das Vorhaben könne mehr als eine Billion Pfund (1,1 Billionen Euro) kosten. Die scheidende Premierministerin Theresa May erklärte, ihr Land könne "wahrhaft stolz" auf seinen Kampf gegen den Klimawandel sein. Großbritannien müsse die Welt zu einer "saubereren, grüneren Form des Wachstums" führen. Das Ziel soll in bereits bestehenden Umweltgesetzen verankert werden. Sollte das Vorhaben umgesetzt werden, käme das Vereinigte Königreich seinen Verpflichtungen aus dem Pariser Klimaabkommen vollständig nach.

Das wichtigste Beratungsgremium der Regierung in Klimafragen erklärte, das 2050-Ziel könne erreicht werden. Dafür müssten zwischen einem und zwei Prozent des Bruttoinlandsprodukts aufgewandt werden. "Der Schritt wird ein starkes Signal an andere Länder aussenden, uns zu folgen", sagte John Gummer, Leiter des Beratungsgremiums. Die Umweltschutzorganisation Greenpeace begrüßte die Ankündigungen der britischen Regierung. Es sei "ein großer Moment für alle in der Klimabewegung". Es müssten aber noch "Schlupflöcher" in den Regierungsplänen gestopft werden. Auch müsse das angestrebte Datum zur Erreichung der CO2-Neutralität vorgezogen werden.

Die Regierung in Tokio setzte sich indes das Ziel, den Ausstoß des klimaschädlichen Treibhausgases nach der Mitte des Jahrhunderts auf netto null zu senken. Umweltschützer kritisierten den Zeitplan Japans als unzureichend. In Japan verständigte sich das Kabinett bereits am Dienstag auf eine Klimapolitik, ab der zweiten Jahrhunderthälfte netto kein CO2 mehr auszustoßen. Die Regierung in Tokio dürfte die Pläne noch vor dem Ende Juni im japanischen Osaka geplanten Treffen der G20-Umweltminister der UNO vorlegen.

Demnach sollen die Treibhausgase bis 2050 um 80 Prozent im Vergleich zum Jahr 2010 reduziert werden. Dafür setzt Tokio auf einen Ausbau der erneuerbaren Energien. Atomkraftwerke sollen jedoch ebenso am Netz bleiben wie Kohlekraftwerke, wenn auch in geringerem Umfang. Die Regierung setzt deshalb auf neue Technologien wie die Speicherung von CO2. Aus Sicht von Umweltschützern gehen die Pläne nicht weit genug. Die Regierung von Ministerpräsident Shinzo Abe nehme den Kampf gegen die Erderwärmung "nicht wirklich ernst", sagte Greenpeace-Vertreterin Hanna Hakko. "Dies wird insbesondere durch die Tatsache deutlich, dass es keinen Hinweis oder Zeitplan für den Ausstieg aus der Kohle gibt."

Österreich verpasste Klimavorgeben

Andere EU-Staaten hatten unlängst ebenfalls konkretere Maßnahmen zur CO2-Reduktion präsentiert. Allerdings wurde noch keines der Vorhaben als Gesetz verabschiedet. Frankreich diskutiert seit April über das 2050-Ziel, Norwegen nannte das Jahr 2030 als Datum für CO2-Neutralität. Österreich hat 2017 erstmals die nationalen Klimavorgaben verfehlt. Wissenschafter des Grazer Wegener Center gehen davon aus, dass die Republik auch 2019 und 2020 am Zielpfad vorbeischießen wird. Bis 2030 muss Österreich ohne zusätzliche Maßnahmen Emissionszertifikate in der Höhe von bis zu 6,6 Milliarden Euro jährlich zukaufen, bestätigte die damalige Umweltministerin Elisabeth Köstinger (ÖVP) Anfang Mai in einer parlamentarischen Anfragebeantwortung.

Mit dem Pariser Abkommen von 2015 wurde beschlossen, die Erderwärmung auf deutlich unter zwei Grad im Vergleich zum vorindustriellen Niveau zu begrenzen, möglichst sogar auf 1,5 Grad. US-Präsident Donald Trump hatte den Rückzug seines Landes aus dem Abkommen angekündigt.