Die deutsche Bundesregierung erleichtert den Abschuss von Wölfen: Das Kabinett billigte am Mittwoch einen in langem Ringen ausgehandelten Gesetzentwurf von Umweltministerin Svenja Schulze (SPD), demzufolge Wölfe künftig auch dann schon abgeschossen werden können, wenn sie "ernste Schäden" für Nutztierhalter verursachen.

Gelockerte Abschussgenehmigungen

Bisher musste der betroffene Tierhalter in seiner Existenz bedroht sein, um eine Abschussgenehmigung zu erhalten. Zudem soll bei wiederkehrenden Schäden "im engen zeitlichen und räumlichen Zusammenhang" der Abschuss von Wölfen eines Rudels auch möglich sein, wenn nicht konkrete Einzeltiere als Verursacher ausgemacht werden können.

Weitere Regelungen klären, wen die zuständigen Landesbehörden mit der Jagd beauftragen dürfen. Dabei sollen örtliche Jäger nach Möglichkeit einbezogen werden. Ebenfalls geschossen werden sollen Hybride, also Mischlinge aus Wolf und Hund. Das Füttern und Anlocken von Wölfen wird ausdrücklich verboten, weil diese sich dadurch an Menschen gewöhnen könnten.

Umweltschützer kritisieren die geplante Neuregelung, auch wenn der Schutz des Wolfs im Grundsatz beibehalten wird. Die deutsche Umweltministerin Svenja Schulze (SPD) betonte am Dienstag, dass der Wolf eine "streng geschützte Tierart" sei. Das in Deutschland ehemals ausgerottete Raubtier breitet sich seit Jahren vor allem in Ost- und Norddeutschland wieder aus. Während der Deutsche Jagdverband von mehr als tausend Tieren spricht, geht das deutsche Umweltministerium von rund 400 Wölfen aus.

Der ehemals ausgerottete Wolf breitet sich in Deutschland seit Jahren wieder aus: Im Jahr 2000 wurden in Sachsen erstmals wieder freilebende Wolfswelpen geboren. Bis heute ist Sachsen ein Bundesland mit einer der größten Wolfspopulationen, ebenso wie Brandenburg und Niedersachsen. Insgesamt breiten sich die Tiere vor allem im Nordosten Deutschlands aus. Aber auch etwa in Bayern,Nordrhein-Westfalen und Rheinland-Pfalz wurden sie schon gesichtet. Seit dem Jahr 2000 wurden rund 350 Wölfe tot aufgefunden, die meisten starben bei Verkehrsunfällen. Mindestens 37 Tiere wurden aber auch illegal getötet, wobei Experten hier von einer erheblichen Dunkelziffer ausgehen.

Auch in Österreich ist das Zusammenleben von Mensch und Wolf ein viel diskutiertes Unterfangen. Insgesamt wird in ganz Österreich derzeit von mindestens rund 20 Wölfen ausgegangen: ein Rudel in Allentsteig sowie einzelne Tiere. Naturschutzorganisationen wie der WWF bewerten die Rückkehr der geschützten Tierart als positiv und fordern ein passendes "Wolfsmanagement". Landwirte sind hingegen weniger erfreut und fürchten um ihre Herden.

Maßnahmenkatalog erarbeitet

Der Umgang mit Wölfen ist je nach Bundesland verschieden. Im Jahr 2012 erstellte die Koordinierungsstelle für Braunbären, Luchs und Wolf (KOST) gemeinsam mit den Ländern und Interessenvertretern einen Maßnahmenkatalog für das Zusammenleben mit Wölfen. In Oberösterreich gab es etwa bereits einen "Runden Tisch" zum Thema, mittlerweile sind fünf Wolfsbeauftragte tätig.

Zum Teil sind in den Bundesländern Vergrämungsmaßnahmen durch Gummigeschoße erlaubt, zum Teil auch der Abschuss von Tieren, die sich sogar dadurch nicht von Häusern fernhalten lassen. In Salzburg und Vorarlberg wird verstärkt auf Herdenschutz gesetzt.