Die Berge waren sein Leben - und in ihnen fand er einen tragischen Tod: Der 28-jährige Tiroler David Lama galt als Ausnahmetalent der Alpinisten- und Klettererszene, geadelt von ewigen Größen wie Reinhold Messner und Peter Habeler. Ein Leben für den Alpinismus, das nunmehr ein viel zu frühes Ende fand - und über Lamas ureigensten Bereich hinaus für Erschütterung sorgte.

Am Anfang stand Peter Habeler: Über die Zillertaler Extrembergsteigerlegende fand Lama die Berufung seines Lebens. Im Alter von fünf Jahren hatte er einen Kletterkurs bei Habeler besucht. Dieser erkannte bereits damals sein außergewöhnliches Talent. "Mit einem Schmunzeln hab ich gesagt: 'David, du kletterst ja schon wie ein Weltmeister. Du wirst einmal Weltmeister'", erinnerte sich die Bergsteigerlegende an diese einprägsamen Momente. Der frühe Beginn einer steilen Karriere. Jahre später, 2017, bildeten Habeler, damals 74, und Lama ein Tandem und bezwangen die berühmte Heckmair-Route an der Eiger-Nordwand - 43 Jahre nach Habelers und Messners Rekorddurchsteigung.

Jüngste Weltcupsieger der Geschichte

Vorerst blieben klarerweise die Kletterhallen Lamas Betätigungsfeld: Mit sechs Jahren kletterte der Sohn eines aus dem Mount Everest-Gebiet in Nepal stammenden Vaters, der von Habeler einst nach Österreich geholt worden war, und einer Innsbrucker Mutter in der Sportklettergruppe des österreichischen Alpenvereins der Sektion Innsbruck. 2004 und 2005 gewann er jeweils die Gesamtwertung des Kletter-Jugendeuropacups sowie die Jugendweltmeisterschaften in Edinburgh und Peking. Im Jahr 2006 war er der erste Kletterer, dem es gelang, in seiner ersten Saison im Weltcup sowohl einen Boulder-Weltcup als auch einen Vorstieg-Weltcup zu gewinnen. Zugleich wurde er damit der bis dahin jüngste Weltcupsieger der Geschichte.

Ab 2010 konzentrierte sich der Tiroler schließlich auf den Alpinismus. Der Wechsel in das traditionelle Bergsteigen und die damit einhergehenden Erfolge katapultierten Lama in den Alpinisten-Olymp. Der aus Götzens bei Innsbruck stammende Abenteurer wusste sich und seine Berufung - auch dank Sponsoren wie Red Bull - gekonnt zu vermarkten. Gleichzeitig blieb er eine bescheiden auftretende, bodenständige und allseits geschätzte Persönlichkeit.

Schwierige Erstbegehungen

Schwierige Erstbegehungen prägten seinen Alpinisten-Weg, einer seiner größten Erfolge war die erste Begehung der Kompressor-Route am Cerro Torre (Patagonien) mit Peter Ortner im freien Kletterstil im Jahr 2012. Eine Leistung, die nicht zuletzt Reinhold Messner beeindruckte: "Als du den Cerro Torre frei geklettert bist, waren wir alle begeistert - nicht nur ich. Wir standen mit offenem Mund da und haben gesagt, das ist es", meinte die Südtiroler Bergsteigerlegende einmal voller Hochachtung zu Lama.

Am 25. Oktober 2018 gelang ihm schließlich die Erstbesteigung des 6.895 Meter hohen Lunag Ri in Nepal über den Westpfeiler im Alleingang. Rund ein halbes Jahr später trauert die Alpinistenszene wohl um einen ihrer größten Söhne. "Er folgte stets seinem Weg und lebte seinen Traum. Das nun Geschehene werden wir als Teil davon akzeptieren", schrieben Lamas Eltern in einem bemerkenswerten Statement. Bemerkenswert wie ihr Sohn selbst.