Einen Tag nach den Schüssen in einer Straßenbahn in Utrecht hat die Polizei Hinweise auf ein terroristisches Motiv. Dafür spreche unter anderem ein im Fluchtwagen gefundener Brief, teilte die Polizei am Dienstag mit. Auch die Art der Tatausführung deute in diese Richtung. Andere Motive würden aber nicht ausgeschlossen.

Der 37 Jahre alte Verdächtige Gökmen T. war am Montagabend nach stundenlanger Fahndung festgenommen worden. Die bisherigen Ermittlungen hätten keine Hinweise auf irgendeine Beziehung zwischen dem Hauptverdächtigen und den Opfern ergeben, teilte die Polizei weiter mit. Zuvor war über eine Beziehungstat spekuliert worden.

Doch nicht freigelassen

Außer dem Hauptverdächtigen hat die Polizei noch zwei andere Männer festgenommen. Sie sind 23 und 27 Jahre alt und stammen ebenfalls aus Utrecht. Die beiden Verdächtigen sind noch festgenommen und werden weiter verhört. Am Vormittag hatte der Utrechter Bürgermeister Jan van Zanen zunächst irrtümlich mitgeteilt, dass die beiden anderen Verdächtigen freigelassen worden seien.

Durch die Schüsse kamen eine 19 Jahre alte Frau aus Vianen und zwei Männer im Alter von 28 und 49 Jahren aus Utrecht ums Leben. Außerdem wurden drei Menschen schwer verletzt: eine 20 Jahre alte Frau aus Utrecht, ein 74 Jahre alter Mann aus dem Ort De Meern und eine 21 Jahre alte Frau aus Nieuwegein. Vier Menschen wurden leicht verletzt, indem sie zum Beispiel in der Hektik unmittelbar nach der Tat stürzten.

Präsident Recep Tayyip Erdogan teilte indes mit, dass auch der türkische Geheimdienst zu dem Angriff ermittle. Ziel sei es herauszufinden, ob es sich um einen Terroranschlag oder einen Familienstreit handelte, sagte er am Montagabend in einem Interview. Die amtliche Nachrichtenagentur Anadolu zitierte zuvor Angehörige mit der Aussage, eines der Opfer sei ein Verwandter, die anderen seien zufällige Passanten gewesen. Der Vater des Verdächtigen sagte der Nachrichtenagentur DHA, er habe keinen Kontakt mit seinem Sohn, seitdem dieser nach der Scheidung von seiner Ehefrau 2008 in die Türkei zurückgekehrt sei. Sein Sohn sollte bestraft werden, wenn er schuldig sei.

Wahlkampf geht weiter

Die niederländischen Parteien nahmen unterdessen ihren Wahlkampf für die am Mittwoch anstehenden Provinzwahlen wieder auf. Allerdings soll der Wahlkampf im Ton leiser als sonst geführt werden. Der Wahlkampf war nach den Schüssen in Utrecht ausgesetzt worden.

Rechtspopulist Geert Wilders hat beantragt, dass das Parlament am Dienstagnachmittag oder -abend über die Tat in Utrecht und die Reaktion der Regierung debattieren soll. Ob eine solche Debatte zustande kommt, war zunächst allerdings noch unklar. Dafür müssten auch andere Parteien zustimmen.

In Österreich verurteilte am Montagabend Bundespräsident Alexander Van der Bellen den Anschlag auf "friedliche Menschen" auf das Schärfste. "Unsere Solidarität gilt in diesen Stunden den Niederlanden. Meine Gedanken sind bei den Opfern und ihren Angehörigen" twitterte er. Ähnlich äußerte sich auch Bundeskanzler Sebastian Kurz (ÖVP): "Wir stehen den Niederlanden in diesen schwierigen Stunden bei", so Kurz via Twitter.

Türkischer Geheimdienst prüft Angriff

Der türkische Geheimdienst ermittelt indes zu dem tödlichen Angriff im niederländischen Utrecht, nachdem dort ein türkischstämmiger Mann als mutmaßlicher Täter festgenommen worden war. Präsident Recep Tayyip Erdogan sagte am Montagabend in einem Interview mit dem Sender Ülke TV, der Geheimdienstchef sei dabei, die Informationen zu der Tat zu prüfen.

Ziel sei es herauszufinden, ob es sich um einen Terroranschlag oder einen Familienstreit handelte. Die niederländische Polizei hatte am Montag den 37-jährigen Gökmen T. wegen der Tat in einer Straßenbahn in Utrecht festgenommen, bei der drei Menschen getötet und fünf weitere verletzt worden waren. Die niederländischen Behörden prüfen, ob es sich um einen Terroranschlag handelte, wollen aber auch einen familiären Hintergrund nicht ausschließen. Laut türkischen Medien sagten Verwandte, es sei vermutlich ein Familienstreit gewesen.

Die amtliche Nachrichtenagentur Anadolu zitierte Angehörige mit der Aussage, eines der Opfer sei ein Verwandter, die anderen seien zufällige Passanten gewesen. Der Vater des Verdächtigen sagte der Nachrichtenagentur DHA, er habe keinen Kontakt mit seinem Sohn, seitdem dieser nach der Scheidung von seiner Ehefrau 2008 in die Türkei zurückgekehrt sei. Sein Sohn sollte bestraft werden, wenn er schuldig sei.

Rutte: "Die Niederlande sind ins Herz getroffen"

Mit einer Schweigeminute hat das niederländische Parlament am Dienstag der Opfer aus Utrecht gedacht. "Utrecht liegt im Herzen unseres Landes", sagte Ministerpräsident Mark Rutte. "Die Niederlande sind ins Herz getroffen worden." Die Folgen seien groß. "Unser Vertrauen hat einen ordentlichen Knacks bekommen", sagte Rutte.

Dennoch seien die Utrechter am Dienstagmorgen wieder in die Straßenbahnen eingestiegen und ganz normal zur Arbeit gefahren. Diese Routine sei die beste Antwort auf eine solche Tat. Sie zeige, "dass unsere Gesellschaft stärker ist als Hass und Gewalt".