Nach der Verurteilung des ehemaligen Vatikan-Finanzchefs George Pellwegen sexuellen Missbrauchs von Minderjährigen hat dessen Hauptverteidiger sein Mandat niedergelegt. Der australische Prominenten-Anwalt Robert Richter begründete dies am Dienstag damit, dass er nicht mehr über "ausreichend Objektivität" verfüge.

Der Jurist steht auch in der Kritik, weil er die Vorwürfe gegen seinen Mandanten als "plain vanilla sex" (zu deutsch in etwa: "Blümchensex") bezeichnete. Pell sitzt inzwischen im Gefängnis. Am 13. März entscheidet ein Gericht in Melbourne über das genaue Strafmaß gegen den 77-Jährigen. Dem Kurienkardinal drohen insgesamt bis zu 50 Jahre Haft. Er weist alle Vorwürfe zurück. Gegen das Urteil aus erster Instanz hat er Berufung eingelegt. Pell - ehemals die Nummer drei des Vatikans - ist das höchstrangige katholische Würdenträger, der jemals wegen sexuellen Missbrauchs verurteilt wurde.

Sein Anwalt begründete seinen Abschied in einem Gespräch mit den Zeitungen "The Age" und "Sydney Morning Herald" damit, dass es ihm mittlerweile an emotionaler Distanz fehle. "Ich bin sehr verärgert über das Urteil", sagte er. "Ich glaube, man hat einen unschuldigen Mann verurteilt." Pell wurde von einem Geschworenengericht einstimmig schuldig gesprochen, als Erzbischof von Melbourne 1996/97 zwei 13-jährige Chorknaben missbraucht zu haben. Demnach zwang er einen der Buben auch zum Oralsex.