Nach der Havarie eines der weltweit größten Containerschiffein der Nordsee wird an den deutschen Stränden weiteres Treibgut erwartet.

"Die Berechnungen, die gemacht worden sind, zeigen, dass Borkum, Juist und Norderney betroffen sein könnten - die anderen Inseln eher nicht", sagte Niedersachsens Umweltminister Olaf Lies (SPD). Die "MSC Zoe" hatte in der Nacht zum Mittwoch auf der Fahrt vom belgischen Antwerpen nach Bremerhaven in stürmischer See mehr als 270 Container verloren.

Treibgut auf Borkum

Am Freitag war erstmals seit dem Vorfall Treibgut auf Borkum angelandet. Es seien rund 30 Fernseher und einige weitere Haushaltsgegenstände angespült worden, bestätigte die Polizei auf der Nordsee-Insel. In deutschen Gewässern wurden bisher zehn Container entdeckt, einer davon konnte gesichert werden. In Bremerhaven wird der mehr als 395 Meter lange Schiffsgigant entladen. Die dortige Wasserschutzpolizei werde am Montag mit dem Bundesamt für Schiffsunfalluntersuchung die Ermittlungen zur genauen Unfallursache aufnehmen, hieß es.

Chaos auf der "MSC Zoe" - nun wird in Bremerhaven gelöscht
Chaos auf der "MSC Zoe" - nun wird in Bremerhaven gelöscht © (c) APA/AFP/PATRIK STOLLARZ

Auf den niederländischen Wattenmeerinseln wurden unterdessen mehr als 20 Container angespült, rund ein Dutzend weitere wurden im Wasser treibend gesichtet. Rund 100 Soldaten halfen am Freitag auf der Insel Schiermonnikoog bei den Aufräumarbeiten am Strand. In der Nacht zum Freitag war dort ein zweiter Sack gefunden worden, der mit Peroxid belastet war. Dibenzoylperoxid dient zur Härtung von Harzen oder als Bleichmittel, es kann im Extremfall bei großer Hitze explodieren.

Keine Peilsender

Die Diskussion um Konsequenzen aus der Havarie geht weiter: Der Koordinator der deutschen Bundesregierung für die Maritime Wirtschaft, Norbert Brackmann (CDU), sagte der "Neuen Osnabrücker Zeitung" (Samstag), Deutschland setze sich dafür ein, dass es auf internationaler Ebene zu einer Einigung für den verpflichtenden Einsatz von Peilsendern an Containern komme. Nach Angaben Brackmanns debattiert die Internationale Maritime Organisation (IMO) seit einiger Zeit darüber. "Bei über 170 Mitgliedsstaaten ist das allerdings ein Prozess, der durchaus einige Jahre in Anspruch nehmen kann."

Der verkehrspolitische Sprecher der Grünen im deutschen Bundestag, Oliver Krischer, sprach sich in der "Neuen Osnabrücker Zeitung" für Transporteinschränkungen in Nord- und Ostsee aus: "Gefährliche Chemikalien haben nichts auf den Weltmeeren zu suchen. Besonders nicht in der obersten Reihe auf Containerschiffen, wo sie auch schnell einmal über Bord gehen können."